Herrnhuter in Deutschland
Für die Brüdergemeine steht die gelebte Gemeinschaft der Schwestern und Brüder im Zentrum. Die Formen dieser Gemeinschaft sehen unterschiedlich aus – auf dem Land und in der Stadt, in älteren und neueren Gemeinden, im Osten und im Westen.
Neben den klassischen Ortsgemeinden (Siedlungsgemeinden), die überwiegend im 18. Jahrhundert gegründet wurden, gibt es die Regionalgemeinden. Nach 1945 boten sie eine neue Heimat für Mitglieder der Brüdergemeine, die aus Schlesien und anderen Regionen flüchten mussten. Heute bekommt diese Gemeindeform in einer Zeit der wachsenden Mobilität eine besondere Bedeutung.
Zahlreiche Aktivitäten im Leben der Brüdergemeine finden überregional und länderübergreifend statt. So knüpfen die Herrnhuter ein tragfähiges Netz von Kontakten, Beziehungen und Anteilnahme.
Überregionales Leben
Jugendarbeit
Die Jugend der Brüdergemeine ist auf mehreren Ebenen aktiv: vor Ort in den Gemeinden, aber auch überregional und europaweit. Jugendbeauftragte leiten die Arbeit, aber sehr viel gestalten die Jugendlichen selbst.
Familienarbeit
Die Familienarbeit der Brüder-Unität richtet sich vor allem an Familien mit Kindern und deren Umfeld. Die Angebote sind überregional und schaffen Räume gemeinsam im Glauben zu wachsen und die Kontakte untereinander zu stärken.
Schwesternarbeit
Die Frauen in der weltweiten Brüder-Unität suchen die Gemeinschaft miteinander zur Stärkung ihres Glaubens. In Begegnungen und im Austausch erfahren sie neue Impulse für ihr Leben als Christinnen.
Konziliarer Prozess
Kleine Schritte Einzelner sind ein wesentlicher Teil für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. In der Brüder-Unität verbindet eine Arbeitsgruppe viele Einzelne in ihrem Engagement.
Das Abendmahl in der Brüdergemeine
Weiße Talare, Doppelhostie, Knien, Kommunion in der Bankreihe … in einem Abendmahl in der Brüdergemeine sieht manches anders aus, obwohl es im theologischen Verständnis des Abendmals keinen Unterschied zu dem der evangelischen Landeskirchen gibt.
Finden Sie hier alle Fragen rund um das brüderische Abendmahl erklärt.
Hinweis: Die Datei ist zum Druck nicht geeignet! Gedruckt können Sie das Faltblatt ganz leicht in einem Pfarramt der Brüdergemeine oder bei der Öffentlichkeitsarbeit der Brüder-Unität bestellen.
Offen und verbindlich
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine offene Kirche. Sie sieht ihren Weg zu Gott und zu Jesus Christus nicht als den einzig richtigen an. Das prägt ihr Verhältnis zu den Schwesterkirchen in der Ökumene. Und das bestimmt auch ihr Verhältnis zu den eigenen Mitgliedern, denen sie Raum zur individuellen Entfaltung lässt.
Zugleich möchte die Brüdergemeine ihren Glauben verbindlich leben. Ihr Ziel ist eine verbindliche Gemeinschaft von Schwestern und Brüdern, die sich auf dem Weg des Glaubens gegenseitig stützen, ohne sich einzuengen.
Offen und verbindlich – diese Spannung will mit Leben erfüllt werden: Offen für unterschiedliche Glaubensformen, ohne den eigenen Glauben an Jesus Christus zu verleugnen. Verbindlich im Glauben an Gott und in der Gemeinschaft mit Schwestern und Brüdern, ohne sich durch eine falsche Enge oder eine Vielzahl von Regeln einschnüren zu lassen.
Das ganze Leben in Gottes Gegenwart
In der Herrnhuter Brüdergemeine sprechen wir oft von Versammlungen, wenn wir Gottesdienste meinen. Denn wie schon Zinzendorf verstehen wir unser ganzes Leben als Gottesdienst, als Liturgie. Damit drücken wir aus, dass wir in jedem Moment in Gottes Gegenwart leben, beim Arbeiten und Essen genauso wie beim Singen und Beten. Ein besonderes Beispiel hierfür ist das »Liebesmahl«.
In der Herrnhuter Brüdergemeine kennen wir zahlreiche Formen, um unseren Glauben an Gott auszudrücken: Gottesdienste, in denen eine fröhliche und tiefe Gemeinschaft mit Gott und miteinander erlebt werden kann. Alte und neue Lieder, die helfen, Worte für den eigenen Glauben und das eigene Beten zu finden. Liturgien, die dem Glauben mit seinen vielfältigen Erfahrungen Sprache verleihen. Kreise und Gruppen, in denen man genauso über Glaubenszweifel wie über besondere Glaubenserfahrungen reden kann. Ein Umgang mit dem Sterben und dem Tod, der mitten im Diesseits eine Zuversicht ausstrahlt, die auch das Jenseits umfasst.
Den Glauben singen und beten
Das Singen gehört in der Brüdergemeine zu jeder Versammlung, zu jedem Gottesdienst dazu. Das gemeinsame Loben und Danken, Bitten und Flehen zu Gott mit Liedern ist so wichtig, dass es dafür auch eine eigene Form gibt: die Singstunde, ein Liedgottesdienst, bei dem die Gemeinde Liedverse singt, die thematisch zu einem Bibelwort ausgesucht werden. Auf menschliche Auslegung wird verzichtet. Dies entspricht der Erfahrung, dass die gesungenen Lieder den Glauben oft viel direkter ins Herz bringen als jede noch so gute Predigt.
Für die Singstunde gibt es zwei Begriffe: Das Wort Gebetssingstunde zeigt, dass die gesungenen Lieder oft Gebete sind, mit denen sich die Singenden an Gott wenden. Der Begrifft Liederpredigt weist darauf hin, dass die einzelnen Strophen der Auslegung des vorgegebenen Bibelverses dienen.