
In der Zeit vom 8. bis 15. Juni 2024 tagte in Herrnhut die Synode der Europäisch-Festländischen Provinz.
Materialien hierzu sowie Bilder und Berichte sind auf dieser Seite zu finden.
Die Synode 2024 Tag für Tag

Donnerstag, 6. Juni – Aufbau
So langsam wird es in Herrnhut deutlich: Die Synode rückt an.
Der Kirchensaal erlebt einen Frühjahrsputz im Schnelldurchlauf. Kirchenbänke machen Platz für Tische und Stühle. Nur dank der spontanen Hilfe von mehr als einem Dutzend Mitglieder der Herrnhuter Gemeinde ist absehbar, dass der Umbau rechtzeitig bis zur Singstunde am Samstag geschafft sein wird. Dann werden die Synodalen den Saal zum ersten Mal in Besitz nehmen. Er wird ihnen zum gemeinsamen Arbeitszimmer der kommenden sechseinhalb Tage.
Angemeldet haben sich 65 Teilnehmer, die ihre Gemeinden in den Niederlanden, in Deutschland, der Schweiz, in Dänemark und Schweden, in Lettland und Albanien vertreten. Auch die meisten Missionsorganisationen der Europäisch-Festländischen Provinz werden vertreten sein, genauso wie die diakonischen Einrichtungen, Schulen und Betriebe sowie der intersynodale Finanzausschuss. Die Jugendarbeit wird von fünf Delegierten repräsentiert. Ebenfalls mit Stimmrecht versehen sind die Mitglieder der Direktion (Kirchenleitung). Zwar ohne Stimmrecht, aber von grundlegender Bedeutung, sind die erwarteten fünf Bischöfe, darunter die im letzten Jahr neu gewählte Bischöfin Schw. Rhoïnde Mijnals-Doth. Als Gäste erwarten wir zudem Abgesandte der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Evangelisch-methodistischen Kirche sowie der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Sogar aus der Moravian Church in Südafrika hat sich Besuch angemeldet.
Insgesamt stehen mehr als 100 Namen im Mitgliederverzeichnis der Synode. So kommen noch gut zwei Dutzend Mitarbeitende dazu, zu einem Großteil wie bei den meisten Synodalen ehrenamtlich. Arbeit gibt es genug: So werden die Debatten im Plenum von den Protokollantinnen mitgeschrieben und aus den Dolmetscher-Kabinen in die Sprachen Englisch, Niederländisch und Deutsch simultanübersetzt. Daneben sorgen vier Übersetzerinnen dafür, alle wichtigen Schriftstücke schnell in den Konferenzsprachen zugänglich zu machen. Die Aufgaben der sogenannten Synodaldiener im Saal beschränken sich keineswegs auf das Austeilen von Materialien und das Einsammeln von Stimmzetteln. Daneben sind sie auch erste Ansprechpersonen für alle praktischen Anliegen. Im eigens hergerichteten Synodalbüro laufen alle Fäden zusammen; hier steht auch der Kopierer für unzählige Blätter und Stimmzettel, die selbst auf einer weitgehend digital organisierten Synode noch nötig sind. Und wie liefe ein solches Kirchenparlament in der heutigen Zeit ohne die Arbeit des Technik-Teams ab? Man möchte es sich nicht ausmalen!
Letztlich möchten auch wir vom Team der Öffentlichkeitsarbeit uns zum Dienst melden. In den kommenden Tagen werden wir Sie mit möglichst aktuellen und umfassenden Informationen und Eindrücken versorgen.
105 Teilnehmende aus zehn verschiedenen Ländern. Ein Mammutprogramm für Herrnhut. Doch in den besten Momenten vielleicht auch eine Blaupause für ein einträchtiges Miteinander über Ländergrenzen hinaus. Und so ist auch ein anderes Ereignis dieser Tag nicht unbedeutend für eine Kirchenprovinz, die sich über acht europäische Länder erstreckt: An diesem Wochenende steht die Europawahl an – bereits heute öffnen die Wahllokale in den Niederlanden.

Samstag, 8. Juni – Herzlich Willkommen
„In Christus gilt nicht Ost noch West,
es gilt nicht Süd noch Nord."
Diese für einen Anreisetag programmatischen Zeilen waren Teil einer vielsprachigen Singstunde, mit der am Abend die Synode begann. Letzte leere Plätze füllten sich noch während des gemeinsamen Gesangs – ein untrügliches Zeichen, dass entweder die Bahnen pünktlich waren oder vielleicht doch eher, dass die Teilnehmenden einfach früh genug losgefahren sind. So zog die niederländische Delegation eine Lehre aus der strapaziösen Anreise vom letzten Jahr, bei der sich ihr Bus aus den verschiedensten Gründen erheblich verspätet hat. Dieses Mal startete die Reise bereits am Freitagabend und die Mitfahrenden versuchten, sich eher schlecht als recht auf der Autobahn in den Schlaf schaukeln zu lassen, ehe sie heute früh gegen 7.30 Uhr in Herrnhut ankamen.
Im Anschluss an die Singstunde wurde der Weg für die kommende Woche geebnet. Ganz wichtig waren dabei die Informationen von Br. Peter Isterheld zur eingesetzten Technik. So durften alle Synodalen gleich einmal ihre Kopfhörer ausprobieren, ohne die es in den nächsten Tagen schwierig werden dürfte.
Eröffnung der Synode
Genau 20.01 Uhr war es dann soweit und Br. Peter Vogt, der Vorsitzende des Synodalvorstands, sprach den Satz: „Ich eröffne hiermit die Synodaltagung 2024 in Herrnhut“, ehe in einer Minute der Stille und mit einem Liedvers jener seit der letzten Synode verstorbenen Geschwister gedacht wurde, die einmal leitende Verantwortung in Gemeinden oder diakonischen Einrichtungen der Brüdergemeine hatten.
Am Abend folgte auch die erste Abstimmung der Synode. Sie betraf eine Bitte der beiden Brüder Klas Lindberg und Mats Linde aus Schweden um Genehmigung ihrer verkürzten Teilnahme. Einstimmig wurde ihnen diese Ausnahme von der Regel genehmigt. Auf diese Abstimmung folgten noch eine Reihe weiterer, etwa zur Geschäftsordnung, zu den synodalen Ausschüssen wie auch zu einem Verhaltenskodex. Dieser beinhaltet u. a. das Respektieren persönlicher Grenzen anderer Synodaler.
Br. Frieder Waas gab einen Rückblick auf die Suche nach Kandidatinnen und Kandidaten zu den Wahlen in die Direktion, die voraussichtlich in der zweiten Wochenhälfte stattfinden werden.
Um 21.24 Uhr schließlich war die konstituierende Sitzung geschafft. Der Abpfiff des kurzen Arbeitsabends wurde zugleich zum Anpfiff in den Feierabend. Die Gelegenheit, alte Bekannte und noch nicht Gekannte zu treffen.
Bloß die Saaltechnik und die Mitwirkenden am morgigen Eröffnungsgottesdienst musste noch eine Überstunde beim Testen der Mikrofone und der sonstigen Gerätschaften schieben.
Herzliche Einladung zum Livestream ab 9.30 Uhr!

Sonntag, 9. Juni – der erste Tag
Erste Anträge
Heute war der erste volle Arbeitstag der Synode. Oder doch nur ein halber Arbeitstag? Schließlich stand am Morgen der Eröffnungsgottesdienst auf dem Programm. Er wurde zu einer Demonstration der hohen Musikalität in der Brüder-Unität durch berührende Chorbeiträge und durch kräftigen, mehrstimmigen Gemeindegesang. Die Predigt hielt Schw. Heide-Rose Weber. Laut Br. Peter Vogt zählt das zu den Überraschungen dieser Synode – schließlich ist Schw. Weber die einzige Nichttheologin innerhalb der Kirchenleitung. Doch gilt der Anspruch, über den Glauben sprachfähig zu sein, keineswegs nur ausgebildeten Theologen.
Die Sonne schien bei angenehmen Frühlingstemperaturen und lud die Gottesdienstgäste in den Kirchgarten. Den dazu passenden Kaffee gab es dafür im neugegründeten und vorerst nur temporären „Café auf der Baustelle“, also in den derzeit in der Renovierung steckenden Räumen auf dem Brüderseiten-Flügel. Für interessierte Gäste wurden anschließend Führungen in die beinahe vollständig fertiggestellten Zinzendorfschulen samt beeindruckender Turnhalle angeboten. Das Schulgebäude ist eines von nur zwei Schulen in Deutschland, denen der Goldstandart im Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen verliehen wurde. Eine andere Gruppe ließ sich derweil über die Entwicklung bei der Bewerbung Herrnhuts im Rahmen des Welterbes der Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine informieren.
Grüße aus Ökumene und Politik
Drei Gäste eröffneten die Nachmittagssitzung mit ihren Grußworten.
Elisabeth Naendorf von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Dresden erinnerte sich in ihrer kurzen Rede an den Tag der Schöpfung, der letzten September in Herrnhut gefeiert wurde – wovon die Startseite bei www.ack-sachsen.de weiterhin Zeugnis und Bild gibt. Interessant war ihre Würdigung des demütigen Themas, das den Unitätsfeierlichkeiten 2027 vorangeht: „Versöhnung geht weiter“.
„Liebe Schwestern und Brüder“, diese vertrauliche Begrüßung durch Landrat Stephan Meyer mag manchen im Saal überrascht haben. Doch spätestens, als er darauf hinwies, diese Woche bereits das dritte Mal in Herrnhut zu sein, wurde klar, dass er sich dem Leben und Wirken der Brüdergemeine durchaus verbunden fühlt. Bezugnehmend auf den heutigen Wahltag betont auch Meyer die angenehme Demut, die in der Haltung der Schwestern und Brüder zum Ausdruck komme.
Das dritte Grußwort schließlich hielt Br. Willem Riecke, Bürgermeister der Stadt Herrnhut. Da wie bereits im Vorjahr wieder Herrnhut Austragungsort der Synode ist, mögen manche der Delegierten die baulichen Veränderungen im Stadtbild wahrgenommen haben. Neben dem Saal selbst wurde etwa an der Schule und ganz akut an der Straße um den Saal herum gebaut, verbunden mit der Vorwarnung vor den zu erwarteten Lärmbelästigungen durch Teereinsatz am Dienstag.
Vorstellung des Direktionsberichts
So richtig mit dem Programm los ging es durch die Vorstellung des Berichts der Direktion. Schw. Benigna Carstens lies darin durchblicken, dass sie anfangs gar nicht vom Thema der Synode, „Unität hoffnungsvoll unterwegs“, begeistert gewesen sei. Übertünche dieses positive Wort nicht die Probleme, vor denen wir stehen und mit denen wir umzugehen haben? Doch mittlerweile sehe sie mehr und mehr Chancen in den nötigen Veränderungsprozessen.
Br. Johannes Welschen wies in seinem Berichtsteil auf die Schwierigkeiten der Mitgliederstatistiken hin. Besonders bei den niederländischen Geschwistern mit surinamischem Hintergrund gebe es konzentrische Kreise. Neben den aktiven Gemeindegliedern und Beitragszahlern gebe es auch Personen, die sich wohl als Teil der Kirche verstünden, aber nur hin und wieder am Gemeindeleben teilnähmen. Eine dritte Gruppe beinhalte Menschen, die die Brüdergemeine aus Suriname kennen, aber nicht Mitglied werden möchten. Und dann sei noch der spezielle Fall von Geschwistern, die abwechselnd in den Niederlanden und in Suriname wohnen, verbunden mit der Frage, in welcher Provinz sie denn zu führen seien.
Im Berichtsteil von Br. Raimund Hertzsch gab es einige positive Personalmeldungen für die Sozietäten in der Schweiz und in Stockholm sowie für das Schulpfarramt in Königsfeld.
Schließlich ging es um das allzeit spannende Finanzthema. Schw. Weber wählte recht hoffnungsvolle Worte. Der kirchliche Haushalt für 2023 bringe nämlich ein positives Ergebnis und auch bei den Schulen stünden die Chancen gut, dass die nötigen Zuschüsse zukünftig verringert werden können.
Wie nicht anders zu erwarten war, kamen in der sich anschließenden Aussprache verschiedenste Themen zum 41-seitigen Direktionsbericht zur Sprache. Viel zu viel, um sie an dieser Stelle aufzuzählen. Auch für die Synodalen ist der Bericht noch nicht erschöpfend bearbeitet, er wurde nämlich in jeden der sechs synodalen Ausschüsse überwiesen.
Gar kein Redebedarf dann am Abend beim Bericht von Schw. Dietlinde-Bettina Peters, der Vorsitzenden des Intersynodalen Finanzausschuss. Sie informierte vorrangig über die Arbeitsweise des Ausschusses. Darin betonte sie die gute Zusammenarbeit mit der Direktion, was letztere aber nicht vor teils sehr kritischen Stellungnahmen des Finanzausschusses schütze, schließlich übe er die Aufgabe eines Aufsichtsrates aus.
Feierlich wurde es kurz bei einem Ständchen für Schw. Nelly Cambridge. Sie feierte heute ihren 70. Geburtstag. Dabei war es für das frühere Mitglied des Synodalvorstands keineswegs der erste Geburtstag während einer Synode.
Und dann – zum späteren Abend – wurde sogar bereits der erste Antrag für diese Synode beschlossen: Im nächsten Jahr wird Schw. Weber in den Ruhestand gehen. Das macht eine Wahl noch vor der nächsten regulären Synodentagung nötig. Da es viel zu teuer und aufwändig wäre, dafür eine Synode einzuberufen, zielte Antrag 20 darauf, dafür eine Briefwahl durchzuführen.
Das Ansinnen leuchtete allen ein und so wurde der Antrag einstimmig angenommen.
Nachdem noch einige andere Einträge eingebracht und in passende Ausschüsse verwiesen wurden, endete der heutige Synodaltag nahezu pünktlich um 21.10 Uhr.

Montag, 10. Juni – der zweite Tag
Anträge von Kirchenordnung bis Klimaschutz
Am heutigen Tag wurden eine Reihe Anträge verhandelt und in einen passenden Ausschuss verwiesen. Wie bereits angeklungen betrifft das auch Anliegen des Klimaschutzes. So fordert Antrag 6 zähneknirschend eine Aktualisierung eines 2022 gefassten Beschlusses, die EBU bis 2030 klimaneutral zu machen. Da das in dem knappen Zeitfenster nicht möglich scheint, solle das Jahr 2045 als realistischerer Termin ins Auge gefasst werden. Mit Antrag 7 wiederum soll der Weg dahin gepflastert werden. Die Gemeinden und Einrichtungen der Brüder-Unität bekämen damit einen Arbeitsplan für die nächsten Schritte geliefert. Zum Beispiel stünde schon bald ein Energie-Management an, um den Ausstoß von Treibhausgasen in allen Bereichen zu reduzieren. Auch Antrag 3 befasst sich mit dem Klimaschutz und will durch internationalen Austausch besonders die weltweite Verbreitung der Kirche nutzbar machen. So sollen die Provinzen bei der Ausgestaltung konkrete Strategien voneinander lernen können.
Andere Anträge, die heute eingebracht – und wie alle übrigen in einen Ausschuss überwiesen – wurden, behandelten etwa nötige Änderungen von Kirchenordnung oder der Verfassung. Aus der Gemeinde Gnadau kam Antrag 16, der eine verpflichtende juristische Prüfung mit erheblichem Schadenspotential fordert. Und schließlich wird auch Antrag 8 vorerst in einem Ausschuss weiterbehandelt. Darin wird ein eigener Synodalplatz für die Haltestelle Cottbus zusammen mit der Sozietät Forst gefordert. Im Moment fährt Schw. Kerstin Gutsche aus Cottbus noch auf dem Ticket der Gemeinde Niesky zur Synode.
Was tun gegen den theologischen Fachkräftemangel?
Neben Berichten und Aussprachen zur erhofften Gewinnung von theologischem Nachwuchs in den Niederlanden und in Deutschland wurde auch heute wieder ein Segensvers gesungen. Schw. Sissel Madsen aus der Gemeinde Christiansfeld durfte ihren Geburtstag dieses Jahr in Herrnhut feiern. Ob das mit Sitzungen bis in den späten Abend hinein ein großes Glück bedeutet, sei dahingestellt.
Auch Gäste aus anderen Provinzen wurden begrüßt, namentlich Schw. Lorraine Shorten aus der britischen Provinz, Br. David William Daniels aus Südafrika sowie zwei Geschwister aus der tschechischen Missionsprovinz, Schw. Alena Vantová und Br. Jan Hrudka. Einen herzlichen Applaus haben darüber hinaus Oskar Scholz und Katja Ruppert von der Herrnhuter Sterne GmbH erhalten. Oskar Scholz wurde im Frühling nach zwanzigjähriger Geschäftsführung von Katja Ruppert abgelöst und darf nun dem Ruhestand entgegen gehen. Während Br. Peter Vogt den Dank der Synode aussprach, erleuchtete sogar ganz kurz der große Stern im Kirchensaal.
Unterwegs zu einer sichereren Kirche
Zur Abendsitzung dann ein Thema, für das in der Vergangenheit häufig die nötige Sensibilität fehlte, das übersehen und verschwiegen wurde: Sexualisierte Gewalt, die auch in der Brüder-Unität geschieht. Gemeindebegegnungen und Freizeiten sollen der persönlichen Stärkung dienen, weswegen die Brüdergemeine „unterwegs zu einer sichereren Kirche“ sein möchte. Im Plenum stellten die beiden Direktionsmitglieder Br. Johannes Welschen und Schw. Benigna Carstens die Entwicklung und Herausforderungen in den verschiedenen Regionen der Provinz vor. Dabei sprachen sie auch eine theologische Klarstellung aus: Die Brüdergemeine sieht missbräuchliches Verhalten als Sünde an. In der Vergangenheit wurden auch in unserer Kirche mitunter Rechtfertigungen gesucht, anstatt das Unrecht zu verurteilen. – In sechs Kleingruppen kam es anschließend zum Austausch der Synodalen über Schutzkonzepte.



Dienstag, 11. Juni – der dritte Tag
Bewegung am Dienstag
Am frühen Nachmittag wurde der Synodalfluss auf wohltuende Weise unterbrochen. Eine Singstunde am Dienstag um 14 Uhr gibt es selbst in der versammlungsfreudigen Herrnhuter Gemeinde nicht alle Tage. Der direkte Anlass war ein Besuch des amerikanischen „Bach Choir of Bethlehem“. Dieser gastierte in Europa, um beim diesjährigen Bachfest Leipzig aufzutreten und wollte die Gelegenheit nutzen, auch Herrnhut auf der Reise zu besuchen. Dirigent Christopher Jackson sprach die Motivation dafür aus: „Ohne Herrnhut gäbe es Bethlehem und damit auch den Bach-Chor gar nicht.“ Die bewegende Singstunde aus Chorbeiträgen und Gemeindegesang zog etliche Gemeindeglieder und Musikinteressierte in den Saal, der auch dank des Synodenaufbaus sehr gut gefüllt war. Eine Aufzeichnung der Singstunde findet sich hier: www.youtube.com/live/xTBVk-wy0BQ.
Doch bis zur Singstunde hatten die Synodalen schon einiges an Austausch und Arbeit hinter sich. Wie jeder Morgen begann auch der Dienstag mit einem freiwilligen Morgengebet um 7.00 Uhr. In den Ausschüssen sprachen die Mitglieder der Synode miteinander über die Salbung in Betanien (Mk 14,3-9), ehe es dort mit der Behandlung der Berichte und Anträge weiterging.
Drei weitere Anträge
Noch vor dem Mittagessen und der Singstunde wurden während der nächsten Plenumssitzung zwei weitere Anträge eingebracht: Antrag 18 wünscht sich ein stärkeres Bewusstsein für junge Familien, die in Gremien wie der Synode mitwirken wollen, aber mitunter durch die organisatorischen Umstände daran gehindert werden.
Recht viel Zeit wurde für die Vorstellung und Diskussion von Antrag 17 aufgebracht. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der sich u. a. in einem sich andeutenden zukünftigen Mangel an theologischen Fachleuten zeigt, hat es sich die „Konferenz der Brüdergemeinen in Deutschland“ zur Aufgabe gemacht, neue Strukturen für die Zukunft zu entwickeln. Dabei wurde für die deutsche Region ein Modell entworfen, in dem Deutschland in vier Regionen aufgeteilt wird. In jeder von ihnen organisiert ein multiprofessionales Team das Gemeindeleben, unterstützt durch tatkräftige Ehrenamtliche an verschiedenen Orten. Nach vielen wohlwollenden und manchen dezent zweifelnden Bemerkungen wurde der Antrag letztlich zur weiteren Arbeit in einen Ausschuss überwiesen.
Beschwingt durch die Singstunde ruft auch Antrag 9 zu Bewegung auf: „Geh mit!“ heißt eine Kampagne, die von Geschwistern aus Niesky, Forst und Cottbus empfohlen wird. Hintergrund ist die Sorge, dass Gemeinden schnell in Gefahr geraten, nur noch für die eigenen Mitglieder Programm zu machen und dabei ihren Auftrag vergessen, für andere aktiv zu werden. Als konkretes Beispiel hat Schw. Kerstin Gutsche von einem Sommerfest in der Haltestelle Cottbus geschwärmt, das Gehirntumor-Patienten etwas Glück im leidvollen Alltag verschaffen hat. So konnte die christliche Gemeinschaft der Haltestelle positiv nach außen wirken. Im Ausschuss wird der Antrag weiterbehandelt.
Der letzte Antrag, der bis dato noch keinem Ausschuss zugewiesen wurde, schaut auf die Gefahren des Rechtsextremismus für die (kirchliche) Demokratie. Der möglicherweise schärfste Gedanke des Antrags 15 bezieht sich auf eine Unvereinbarkeit von einer Mitgliedschaft in rechtsextremen Parteien und der Bekleidung eines Wahlamtes in der Brüdergemeine. Es ist interessant, welche Einschätzungen und eventuelle Präzisierungen der behandelnde Ausschuss dazu vornehmen wird.
Vorstellung der Nominierungen zur Direktionswahl
Die Abendsitzung stand im Zeichen der Vorstellung der vier Kandidierenden auf die beiden neu zu besetzenden Direktions-Dienststellen in Zeist und in Herrnhut.
Niels Fischer, aufgewachsen in Herrnhut und seit 18 Jahren in Zeist lebend, ist mit beiden Orten entsprechend gut vertraut. Als Kirchenmusiker ist er eng mit Musik verbunden und macht sich so Christian Gregors Choral „O dass ihn doch jedes mit fröhlichem Geiste“ (BG 118) für seine Vorstellung zu eigen. Insbesondere im Hinblick auf seine vier Kinder wünscht sich Br. Fischer, dass die Brüdergemeine auch in der Zukunft ihre Lebendigkeit behält und mehr als häufig in der Gegenwart wahrgenommen auch auf junge Menschen eingeht.
Auch Erdmute Frank stellte einen Leitvers aus dem Gesangbuch vor: „Wir gehen getrost an deiner Hand, Herr Jesu, die uns führet“ hat ihre Namensschwester Erdmuth Dorothea von Zinzendorf als Gebetslied gedichtet (BG 555). In ihrem Leben hat sich Schw. Frank an verschiedene Stellen führen lassen, zog etwa von ihrer Position als Jugendbeauftragte in Herrnhut zum Theologiestudium nach Bethlehem (USA). Sie lernte die „Brüder- und Schwestern-Unität“, wie sie während der Vorstellung sagte, später auch als Gästepfarrerin in Herrnhut oder in Leitungsaufgaben beim Unitätsfrauenbüro kennen. Gerne möchte sie „aus dem Erbe schöpfen – Zukunft gestalten“.
Lilian Stuger-Kembel las als Kind auf einem Gemälde im Wohnzimmer ihres Elternhauses die Aufforderung: „Bau dein Haus auf dem Fundament der Bibel“. Zwar sei ihr dieser Text erst nach und nach aufgegangen, doch könne Schw. Stuger-Kembel rückblickend feststellen, dass sich Bibel und Glaube wie ein roter Faden durch ihr Leben ziehen. Engagiert und zielgerichtet hat sie ihre Arbeit als Leitende Gerichtsschreiberin und später als Dozentin an einer Amsterdamer Hochschule ausgeübt. Daneben war sie stets auch ehrenamtlich in ihrer Gemeinde Noord-Holland engagiert und nahm an Provinzsynoden genauso wie an der Unitätssynode 2023 teil.
Auch Renée Wezel lebt ihn Amsterdam. Von dort pendelt sie häufig an ihren Arbeitsplatz, dem Direktionssitz in Zeist. Hier unterstützt sie als leitende Mitarbeiterin das Büro und ist für verschiedene Aufgaben zuständig, etwa die Organisation von Projekten der Brüdergemeine in den Niederlanden und in deren Gemeinden. Geboren und aufgewachsen in Suriname sei Schw. Wezel an den Austausch mit verschiedenen Menschen, Nationen und Altersgruppen gewohnt. Alle ihre Aufgaben möchte sie mit Händen, Herz und Kopf angehen – und niemals ohne Liebe. Ermutigung erhalte sie von ihrem Taufspruch: „Es soll dir niemand widerstehen dein Leben lang. Wie ich mit Mose gewesen bin, so will ich auch mit dir sein. Ich will dich nicht verlassen noch von dir weichen“ (Josua 1,5).
Die Wahl in die Direktion ist für Donnerstag anvisiert.

Mittwoch, 12. Juni – der vierte Tag
Ein Mittwoch in Ausschüssen
Viel ist heute für die interessierte Öffentlichkeit nicht zu sehen gewesen. Drei der fünf täglichen Sitzungen wurden für die Weiterarbeit in den Ausschüssen genutzt. Dort lehnten sich die Mitglieder weiter über die ihnen zugewiesenen Berichte und Anträge. Erste Überarbeitungen bzw. neue Anträge sind bereits daraus entstanden. So konnten am Abend die Anträge 21 und 22 ohne Gegenstimmen angenommen und damit die Direktion sowie der Intersynodale Finanzausschuss entlastet werden.
Als gute Tradition dieser Synode wurde auch am heutigen Tag ein Geburtstagskind aus den eigenen Reihen beglückwünscht: Gundars Ceipe aus Lettland erhielt Blumen und einen auf Lettisch gesungenen Segensvers. Auf die lettischen Worte folgte ein englischsprachiges Grußwort von Lorraine Shorten aus der Britischen Provinz, die als Mitglied ohne Stimm- aber mit Rederecht teilnimmt. Von letzterem machte sie zum Gewinn der Synode auch bereits bei Debatten Gebrauch. Danach ging es auf Tschechisch weiter: Ondřej Titěra grüßte von der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder. Die Nähe zwischen seiner Kirche und der Evangelischen Brüder-Unität wird schon im Namen erkennbar. Ganz anders erfahren konnte Bruder Titěra diese Nähe jedoch bei der Anfahrt zur Synode. Auf den vierzig Kilometern zwischen seinem Wohnsitz Liberec und Herrnhut wurde ihm dabei bewusst, wie gut es sich ohne Schranken, Zäune und Mauern lebt – das trifft auch auf das ökumenische Miteinander zu.
Zwischen Grußworten und Mittagsgebet stand der Bericht von der Unitätssynode, die 2023 in Kapstadt mit Geschwistern aus 22 Provinzen und zwei Missionsprovinzen zusammentraf.
Erste Wahlen
Nachdem der Nachmittag mit Ausnahme der Kuchenpause in den Ausschüssen verbracht wurde, standen bei der Abendsitzung im Saal die ersten Wahlen an. Im Synodalbüro wurde nach Sitzungsende fleißig ausgezählt, die Ergebnisse werden morgen mitgeteilt.
Die letzte halbe Stunde des Sitzungstages wurden noch für Berichte der Intersynodalen Kommissionen für liturgische Fragen (eine für die Niederlande, eine für die deutschsprachigen Regionen) und für den Bericht der Theologischen Kommission verwendet. Letztgenannter wurde von Br. Volker Schulz vorgetragen, der sich damit nach sehr vielen Jahren der Mitgliedschaft aus der Kommission verabschiedete. Für diesen langen Dienst erhielt er Anerkennung und Dank.
Übrigens ist die Synode mittlerweile vollständig, da am Abend auch die Vertreter der schwedischen Sozietäten, Br. Mats Linde aus Göteborg und Br. Klaas Lindberg aus Stockholm, in Herrnhut angekommen sind. Hjärtligt välkommen!

Donnerstag, 13. Juni – der fünfte Tag
Wahl von neuen Mitgliedern der Direktion
Herzlichen Glückwunsch an Erdmute Frank und Lilian Stuger-Kembel zur Wahl in die Direktion!
Bereits im ersten Wahlgang wurde Schw. Erdmute Frank aus Dresden in die Direktion gewählt. Für den Platz am Sitz in Herrnhut gab es keine weiteren Kandidaturen. Schw. Frank wird in der Direktion auf Schw. Benigna Carstens folgen.
Auch wenn sich die Aufgabenverteilung innerhalb der Direktion noch durch Absprachen ihrer Mitglieder präzisieren wird, ist davon auszugehen, dass Schw. Frank für die Gemeinden in Deutschland, die Diakonischen Einrichtungen und die Losungen zuständig sein wird.
Für das Dezernat I wurde Schw. Lilian Stuger-Kembel im ersten Durchgang gewählt. Sie wird die Nachfolge von Br. Johannes Welschen am Dienstsitz in Zeist antreten. Der genaue Zeitpunkt des Wechsels steht noch nicht fest, voraussichtlich wird Schw. Stuger-Kembel im Laufe des Jahres 2025 ihren Dienst beginnen.
Die Direktion am Dienstsitz Zeist kümmert sich um die Belange der niederländischen Gemeinden. Weitere Aufgaben und Arbeitsfelder wird die Direktion zu gegebener Zeit intern absprechen.
Wir wünschen den Gewählten von Herzen Gottes Segen bei ihrem zukünftigen Dienst. Der Dank der Synode geht auch an die anderen sich zur Wahl stellenden Geschwister.
Weitere Wahlen
Neben der Direktionswahl standen auch die Besetzungen verschiedener intersynodaler Ausschüsse an. Für die gesamte Synodalperiode von sechs Jahren werden der Intersynodale Finanzausschuss, die Theologische Kommission und der Nominierungsausschuss zusammenarbeiten. Letzterer sucht geeignete Kandidaten für anstehende Wahlen. Ebenfalls für die nächsten Jahre gewählt wurde der Ausschuss für Einsprüche. Doch wie eine der Gewählten bei ihren Dankesworten aussprach, ist der Wunsch der Gewählten, nie als Ausschuss zusammenkommen zu müssen. Dessen Aufgabe liegt nämlich in der Vermittlung, wenn Gemeinhelfer förmlich einer Entscheidung der Direktion widerspricht oder falls beschlossen werden sollte, eine Gemeinde zu schließen.



Grußworte
Wir freuten uns über weitere Gäste aus mit uns eng verbundenen Kirchen. So sprach Mitja Fritsch, Superintendent des Distrikts Dresden, einige Verbindungen seiner Evangelisch-methodistischen Kirche mit der Herrnhuter Brüdergemeine an. Ähnliche Fragen und Sorgen beschäftigen beide Kirchen, etwa über einen Mangel an Pfarrpersonen. Doch blicken die Methodisten optimistisch voran, im Wunsch, Jesu Nachfolge zu gestalten und im Glauben zu wachsen.
Ein weiteres Grußwort brachte Dr. Thilo Daniel aus dem Landeskirchenamt in Dresden mit. Auf den Tagungsort Herrnhut bezogen stellte er fest, dass wir uns vielleicht am Rande Deutschlands, doch ganz gewiss mitten in Europa befänden. Das Ziehen von Grenzen sei keine gute Erfindung der Menschheit. Die Brüdergemeine habe diese Grenzenlosigkeit als besonderes Gut von Anfang an auch der sächsischen Landeskirche vorgelebt.
Aus der Missionsprovinz Tschechien, grüßten uns Schw. Alena Vantová und Br. Jan Hrudka. Sie dankten für die enge Zusammenarbeit mit der Europäisch-Festländischen Provinz, aktuell etwa bei der gemeinsamen Beantragung von Fördermitteln aus dem europäischen INTERREG-Programm. Br. Hrudka lud bei der Gelegenheit nach Železný Brod ein, wo in diesem Jahr der 100. Geburtstag des Kirchensaals mit seinen wunderschönen Art-Déco-Elementen gefeiert wird.
Berichte aus Diakonie und Mission
Als täglich hundertfach erfahrener Ausdruck christlicher Nächstenliebe haben die Diakonissenanstalt EMMAUS und die Herrnhuter Diakonie als Stiftungen der EBU eine große Ausstrahlungskraft. Auch als Arbeitgeberinnen können die beiden Einrichtungen nach außen wirken. Darin, dass etliche Angestellte nicht Mitglied der Brüdergemeine oder irgendeiner anderen Kirche sind, liegt in den Augen von Br. David Heuckeroth eine besondere Chance und Aufgabe. Er bittet, die Aktivitäten der Gemeinden für diakonische Mitarbeiter zu öffnen und sie ins Gebet einzuschließen.
Vorwiegend positiv waren die Aussichten der fünf Missionsorganisationen unserer Provinz. Lob habe etwa das dänische Missionswerk BDM für den Aufbau des Jugendaustauschs erhalten, bei dem junge Freiwillige für ein halbes Jahr ehrenamtlich in Tansania arbeiten. Für die niederländische Missionsgesellschaft ZZg berichtete Interimsgeschäftsführer Br. Nico van Wageningen von der Arbeit, die vor allem in Suriname viele Projekte unterstützt. In seiner Rede regte er an, sich Grundfragen über Mission auszusetzen. Was treibt uns zur Missionsarbeit? Ist es Abenteuerlust? Sind es Schuldgefühle? Oder interessiert besonders die internationale Zusammenarbeit?
Im Bericht von Schw. Katrin Filschke und Br. Clemens Schiffer, die beide die brüderischen Schulen auf der Synode vertreten, wiesen sie auf eine neuentstandene Homepage hin. Unter herrnhuter-schulen.ebu.de sind Informationen aus brüderischen Schulen weltweit zu finden. Natürlich fehlen auch die Termine der Zinzendorfschulen im Festjahr nicht.
Weitere Beschlüsse
Antrag 4 aus dem Umfeld der Sozietät Bern fordert eine Durchsicht und Überarbeitung der Lesungen in der Karwoche. In den verwendeten Bibelübersetzungen ist mitunter recht undifferenziert pauschal von „den Juden“ die Rede. Mit dem überarbeiteten Antrag werden die deutsch- und niederländischsprachigen Ausschüsse für liturgische Fragen beauftragt, die verwendeten Texte durchzusehen, um vorhandene Stereotype zu vermeiden.
Der Antrag 23 wurde erst während der Synode erarbeitet. Darin geht es um eine „höchste Priorität“ bei der Personalgewinnung, besonders im theologischen Bereich. Dazu dienen zwei Arbeitsgruppen, niederländisch und deutsch. An die Direktion und die Intersynodale Theologische Kommission ergeht der Auftrag, übergreifende Fragen zu Ausbildung und Dienstformen zu besprechen und zu klären, ob sie flexibler gestaltet werden können.
Beide genannten Anträge wurden mit deutlicher Mehrheit beschlossen.

Freitag, 14. Juni – der sechste Tag
Alle Anträge sind behandelt!
Als am Freitag um 18:39 Uhr der letzte Liedvers nach einem absolvierten Antragsmarathon verklungen ist und die Fenster geöffnet wurden, um die Spuren intensiven Konzentrierens zu verwischen, wird so mancher im Herrnhuter Kirchensaal kräftig durchgeatmet haben. Endlich geschafft. Ohne nennenswerte Überstunden und mit dem Gefühl, doch einiges bewegt zu haben. Das abschließende Abendmahl vergewisserte die Synodalen ihrer in den letzten Tagen gespürten Verbundenheit untereinander und – darum ging es ja schließlich – mit Jesus, dessen Rat und Vorbild sich auch in den beschlossenen Anträgen wiederfinden sollte. Ein gutes Dutzend Synodaler machte sich recht zügig nach dem Abendmahl auf, um in der Synodalkneipe im KOMENSKÝ das Eröffnungsspiel der Fußball-Europameisterschaft der Männer anzusehen. Viele andere blieben noch lange im Kirchensaal. Hier gab es Gespräche, Umarmungen, Erinnerungsfotos und sogar spontane Freudentänze.
Doch ehe es soweit war, stand ein weiterer voller Arbeitstag an. Die Gespräche bei der Bibelarbeit in den Ausschüssen zirkelten um die Versöhnung (Mt 5, 20 + 23-24). Wie so häufig in dieser Woche wurde auch heute erneut ein Geburtstag gefeiert: Br. Clayton Babel, Delegierter der Gemeinde Rotterdam Centrum, erhielt Segenswünsche und einen Blumenstrauß. Und auch wenn der Freitag von Abstimmungen geprägt war, gab es auch hoffnungsvolle Grußworte. So zeugte ein Videogruß der Christian-David-Schule in Lettland von der dortigen beeindruckenden Bildungs- und Sozialarbeit. Br. Valdis Strazdiņš bat in diesem Zuge um Fürbitte, da die Gefahr besteht, dass der Staat Lettland die Anerkennung der Schule zurückzieht. Videogrüße brachten auch die beiden Jugenddelegierten Soleil Bourne und Antonia Reche mit. In ihrem Grußwort empfahl Schw. Bourne, die Jugendlichen nicht mit Erwartungen zu überschütten, sondern sie stattdessen nach ihren Bedürfnissen zu fragen.
Antragsmarathon
Der Antrag 25 ist im Eindruck von Gesprächen und Berichten durch einen Kreis von Mitgliedern der Synode während der Tagung entstanden. Ihm geht es um verstärkte Bemühungen um Mitgliedergewinnung. Dazu soll der Austausch der Gemeinden untereinander über gelungene Projekte dienen. Ein Beispiel dafür könnten die Ergebnisse aus Antrag 9 sein, der sich allerdings explizit nicht auf Mitgliedergewinnung ausrichtet, sondern darauf, dass Mitglieder der Gemeinden in ihre Nachbarschaften ausstrahlen können. Als „Menschen der Hoffnung“ sollen Christinnen und Christen andere, auch kirchenferne, Menschen die Liebe Gottes spüren lassen. Dazu soll in den nächsten Monaten durch die Direktion eine Kampagne ins Leben gerufen werden.
Der Antrag 2, eingebracht von der Jugendarbeit, wurde weiterentwickelt und fordert nun konkrete Maßnahmen im Bereich Personalführung und –management. Insbesondere im Zusammenhang mit der anstehenden wahrscheinlichen Umstrukturierung der Gemeinden in Deutschland soll ein Konzept für die Personalentwicklung entstehen.
Besondere Aufmerksamkeit im Vorfeld erhielt zumindest in der deutschen Region der Antrag 17, in dem die Umgestaltung der Struktur hin zu vier miteinander vernetzten Regionen geschaffen werden soll. Dass im vorherigen Satz zwei Mal das Wort „Region“ in zweierlei Bedeutung erschien, zeigt schon einen kleineren Arbeitsauftrag an die Konferenz der Brüdergemeine in Deutschland an: Es sollte ein besserer Begriff gefunden werden. Im Übrigen wird gebeten, den Prozess voranzutreiben und in Zusammenarbeit mit den Gemeinden in Deutschland, aber auch mit dem Centraale Rad in den Niederlanden Lösungen für potentielle Probleme bei der Umstrukturierung zu suchen.
Bei der Beschlussvorlage zu Antrag 10 zeigt sich die Synode „begeistert“ über die Initiative eines internationalen Freiwilligendienstes auf dem Herrnhaag. In welche Richtung die Reise hier gehen soll, wird ein zu erarbeitender Konzeptplan zeigen. Möglicherweise werden auch andere Gemeinden und Sozietäten davon profitieren.
Mit dem Beschluss zu Antrag 18 möchte die Synode familienfreundliche Rahmenbedingungen für die Gemeinde- und Gremienarbeit abstecken. Den Bedarf dafür konnte man mitunter deutlich an über den Fußboden krabbelnden Kleinkindern sehen, die in Herrnhut ihre erste Synodenerfahrung machten.
Auch wenn Antrag 6 mit Bedauern angenommen wurde, – er strebt die Klimaneutralität der EFBU bis spätestens 2045 statt wie bisher erhofft bis 2030 an –, werden doch etliche verschärfte Bemühungen gefordert, dem Klimawandel Grenzen aufzuzeigen. Davon zeugt Antrag 7. Als ein Beitrag dazu ist Antrag 1 zu verstehen. Der Beschluss empfiehlt, bei Veranstaltungen der Herrnhuter Brüdergemeine vorzugsweise vegetarische Verpflegung aus regionaler, saisonaler und biologischer Erzeugung anzubieten.
Antrag 15 erkennt in Berufung auf die Kirchenordnung die Notwendigkeit zum Einspruch gegen demokratiegefährdende Äußerungen und Bestrebungen, die häufig antisemitische und islamfeindliche Parolen und Handlungen beinhalten. Es wird das Gespräch über die Werte unserer Gesellschaften angeregt, auch mit Menschen außerhalb unserer Gemeinden. Die Mitgliedschaft in rechtsextremen Parteien und das Engagement in rechtsextremen Bewegungen hält die Synode darüberhinaus für nicht vereinbar mit der Bekleidung eines Wahlamtes oder eines Leitungsamtes in der Brüder-Unität.
Mit einer Überarbeitung der Karwochenlesungen werden die intersynodalen Kommissionen für liturgische Fragen betraut. Antrag 4 erkannte in den bisher gültigen Formularen einige Passagen, die durch stereotype Bilder antisemitisch missverstanden werden können.
In Antrag 5 erhalten die Wirtschaftsbetriebe der EBU den Auftrag, die Teilhabe von Menschen mit Schwerbehinderung am Arbeitsleben nach Kräften zu befördern.
Betroffen von den Berichten aus Palästina und Israel verabschiedete die Synode mit Antrag 34 einen Brief an den Sternberg. Darin wird den Mitarbeitenden für die engagierte Arbeit in schwierigen Zeiten gedankt und allen Schülerinnen und Schülern versichert, dass sie in unsere Gebete aufgenommen sind.
Der letzte Antrag auf der Liste, Antrag 37, bittet uns alle um ein Gebet für die Zukunft unserer Kirche. Damit soll dieser Blick auf die Ergebnisse der Synode abgeschlossen werden. Nachfolgend eine Anregung, in dem wichtige Anliegen der Herrnhuter Brüdergemeine unserer Zeit formuliert sind:
Lieber Heiland Jesus Christus, du bist der Herr unserer Kirche. Angesichts vieler offener Fragen und Probleme bitten wir dich um deine Wegweisung. Rufe du Menschen in den Dienst, dich zu verkündigen und uns im Glauben zu bestärken. Öffne du selbst Menschen das Herz, dass sie die gute Botschaft von deiner Liebe erfahren und annehmen. Gib, dass unsere Gemeinden ihnen zu einer Glaubensheimat werden können. Hilf du bei der Suche nach guten Formen der Zusammenarbeit zwischen unseren Gemeinden. Und stärke uns, in deinem Namen unserer bedrohten Welt zu dienen.

Samstag, 15. Juni – Abreisetag
Auf Wiedersehen in zwei Jahren!
Im Laufe des Morgens brachen die meisten Synodengäste nach Hause auf. Besonders weite Reise nehmen die Delegierten aus Albanien, Lettland, Schweden, Dänemark, den Niederlanden und der Schweiz auf sich. Gute Heimreise und liebe Grüße aus Herrnhut!
Im Rückblick auf die Synodenwoche kommt neben Ermattung auch eine große Dankbarkeit für die unzählige, mitunter auch nicht gesehene Unterstützung. Mit Hochachtung für das Geleistete sei den Mitarbeiterinnen des Synodalbüros gedankt, die genauso bis an die Grenzen der Belastbarkeit gegangen sind wie die Geschwister in den Dolmetscherkabinen und an den Schreibtischen, an denen besonders zum Ende hin unter enormem Zeitdruck Anträge und Berichte in die Geschäftssprachen der Synode übersetzt werden mussten. Ein wichtiger Dienst bei jeder Synode ist auch das Protokollieren der Debatten - herzlichen Dank den Protokollanten und Protokollantinnen dafür. Besonderer Dank auch an die Brüder, die für einen einwandfreien Support bei einer Vielzahl von technischen Einrichtungen während der Woche im Einsatz waren, ihr Arbeitsfeld erstreckte sich über unzählbar viele Bereiche von Mikrofoneinstellungen bis hin zur Synodalcloud.
Ein besonders großer Dank auch an die Gemeinde Herrnhut, die in vielfacher Weise die Synode gestützt und sicherlich auch zeitweise ertragen hat. Zu nennen sind neben den teilweise aus Herrnhut berufenen Protokollantinnen besonders auch die Synodaldienenden. Sie hatten das Geschehen immer gut im Blick und sorgten dafür, dass keine Wasserflasche lange leer herumstand und kein hochgehaltener Stimmzettel uneingesammelt blieb. Herzlichen Dank für die Kuchengaben und die Ausgestaltung des Cafés auf der Baustelle. Vielen Dank allen, die ihre Wohnungen für Privatquatiere geöffnet haben. Und ganz besonderen Dank auch allen Geschwistern in Herrnhut und weltweit, die das Synodalgeschehen im Gebet begleitet haben.
Als Berichterstatter danken wir vom Team der Öffentlichkeitsarbeit auch allen Mitlesenden für die geschenkte Aufmerksamkeit und die Teilnahme am Synodalgeschehen. Hiermit verabschieden wir uns herzlich.