Auf den Spuren der Geschichte in Neuwied am Rhein
Jahrestagung von Unitas Fratrum
Ein Bericht der diesjährigen Jahrestagung vom 10. bis 14. Oktober von Christoph Th. Beck
Unitas Fratrum ist nicht nur ein weltweit bekannter Name der Herrnhuter Brüdergemeine, mit dem auch an die reformatorische Gemeinschaft der Böhmischen Brüder erinnert wird, deren lateinische Bezeichnung „Unitas fratrum“ lautete. Es ist zudem der Name des „Vereins für Geschichte und Gegenwartsfragen der Brüdergemeine“. Neben der Herausgabe von wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften, sowie dem Angebot von Studienreisen an für die Brüder-Unität historisch bedeutsame Orte treffen sich Mitglieder und interessierte Gäste zu jährlichen Tagungen.
Die diesjährige Unitas-Fratrum-Jahrestagung fand in Neuwied statt. Etwa vierzig Mitglieder waren angereist, hinzu kamen einige Gäste zu den Vorträgen, die im Saal der Brüdergemeine angeboten wurden. Den Anfang machte Frau Dr. Susanne Kokel mit einer Beschreibung des Niedergangs der Brüderbrauerei in Neuwied, wobei sie mit dem Narrativ aufräumte, dieser sei allein auf einen Synodalbeschluss zurückzuführen. Vielmehr seien damals die Brauereien der Brüdergemeine schon aus wirtschaftlichen Gründen nicht mehr zu halten gewesen. Am nächsten Tag berichtete Frau Dr. Kerstin Roth über den Sprachgebrauch in Herrnhuter Lebensläufen aus dem 18. Jahrhundert, mit einer ganz neuen Perspektive auf bekanntes Material. Das Ehepaar Gembicki beschrieb die Rolle Neuwieds in der Betreuung der protestantischen Diaspora in Frankreich durch Peter Conrad Fries und Br. Rainer Raillard referierte in einem bewegenden Vortrag über die Gemeinde Neuwied in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Samstag war Leben und Wirken von Wilhelm Jannasch (1888 – 1966) gewidmet, einem bedeutenden Mitglied in der Leitung der Bekennenden Kirche. Hierzu hielt Prof. Wolfgang Breul einen Vortrag über die Gründungsgeschichte der Theologischen Fakultät in der Universität Mainz, Frau Dr. Stefanie Sidek-Strunk berichtete über Jannaschs Bedeutung für die evangelische Gefängnisseelsorge in der SBZ und frühen DDR und Dr. Matthias Meyers Vortrag betraf Jannaschs Zeit an St. Aegidien in Lübeck und seine Einführung „liturgischer Feierstunden“, die sich an den Litaneien der Brüdergemeine orientierten. Krönender Abschluss der Tagung war am Sonntag eine Führung durch Frau Jennifer Stein, der Leiterin des Röntgenmuseums in Neuwied, durch die Ausstellungsräume mit Vorführung der dort ausgestellten Möbelstücke. Abends traf man sich regelmäßig im „Brüderstübchen“ in den ehemaligen Jugendräumen in gemütlichem Ambiente. Die Tagung, einschließlich der Mitgliederversammlung, war allen Teilnehmenden ein Ansporn, auch weiterhin für die Tätigkeit unseres Vereins zu werben und Menschen zu bewegen, Mitglieder darin zu werden.
Artikel veröffentlicht am 1. November 2024