von Jindřich Halama

Vor 70 Jahren, am 21. November 1954, wurde Schw. Irena Jelínková (später: Kuželová) als – noch nicht ordinierte – Gemeindeleiterin der tschechischen Brüdergemeine in Česká Lípa installiert. Sie war damit die erste Frau in der weltweiten Brüder-Unität, die mit der Leitung einer Gemeinde beauftragt wurde. In ihr Amt wurde sie von Bischof Karel Reichel mit der Losung des Tages aus 1. Chronik 28,9 eingeführt: „Erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit williger Seele.“

 

Irena Jelínková wurde am 10. Mai 1931 geboren. Ihre Familie gehörte zur Brüdergemeine in Prag. Als Kind erlebte sie in dieser Gemeinde die Prediger Jindřich Schiller, Bohumil Vančura und Karel Reichel. Den Kindergottesdienst, den sie besuchte, leitete während der Kriegsjahre Amedeo Molnár.

Schon als Zehnjährige verlor sie ihren Vater. Dieser war als Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime 1941 von der Gestapo inhaftiert und im Gefängnis ermordet worden. Ihre Familie blieb auch in den Nachkriegsjahren Mitglied der Prager Brüdergemeine. Damals entschied sich Irena Jelínková, Theologie zu studieren. Sie war von 1950 bis 1954 an der „Karls-Universität“ in Prag immatrikuliert. Nach dem Studium kam sie als Vikarin in die Brüdergemeine Česká Lípa. Dort diente sie drei Jahre lang, von 1954 bis 1957, ohne jedoch zu einer Diakona ordiniert worden zu sein.

Im Jahre 1956 heiratete sie den ledigen Bruder Živan Kužel. Bald danach musste sie aus gesundheitlichen Gründen ihren Dienst für längere Zeit unterbrechen. Sie lebte in Prag und brachte nach ihrer Genesung zwei Söhne zur Welt: Ruben, der später Gemeinhelfer in Jablonec wurde, und Šimon. Ihren Dienst in der Brüdergemeine Prag nahm sie am 15. Oktober 1969 wieder auf. Zu einer Diakona ordiniert wurde sie aber erst am 26. März 1972 von Bischof Adolf Ulrich. Ihre Einsegnung zu einer Presbyterin der Brüder-Unität erfolgte dann am 2. Dezember 1984.

Bis 1993 diente sie der Brüdergemeine Prag, dann erkrankte sie erneut schwer. Im Herbst 1993 war sie abwechselnd zu Hause und im Krankenhaus, bis sie am 24. Dezember 1993 heimgehen durfte. Den Bibeltext, über den bei ihrer Begräbnisfeier gepredigt wurde, wählte sie selbst aus – Psalm 119,92: „Wenn dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend.“

 

Dieser Artikel wurde zuerst im aktuellen Heft des Herrnhuter Boten (HB 315) veröffentlicht.

 

Artikel veröffentlicht am 15. November 2024