das Buch von Sabine Dittrich – eine Rezension von Ulrike Keller


Schenken wir uns einen Advent mit Verschnaufpausen!

Als Begleiter empfiehlt sich Sabine Dittrichs Adventskalender im Buchformat „Noch 24 Kilometer bis Weihnachten“

 

Marathon!? Durststrecke!? Die Wochen vor Weihnachten erleben viele Berufstätige als einen Galopp durch den Alltagstrubel. Diesen heißt es durchzuhalten bis zum 24. Dezember, jenem Stichtag, an dem dann endlich das Pflichtprogramm geschafft sein möge und wir umschalten wollen auf Freude, Besinnlichkeit und Ruhe. Wenn sich die weihnachtliche Stimmung dann gar nicht so rasch einzustellen vermag, schwant uns: Das schönste Fest im Jahr bedarf vor allem einer inneren Vorbereitung. Eines innerlichen Sich-bereit-Machens und Ankommens. Denn Advent bedeutet Ankunft. Gemeint ist die Ankunft von Jesus Christus in dieser Welt, aber auch unsere Ankunft an seiner Krippe, um mit ihm Geburtstag zu feiern.

Das neu erschienene Büchlein „Noch 24 Kilometer bis Weihnachten“ ist ein wunderbarer Begleiter, um diesen Weg bewusst zu gehen. Autorin Sabine Dittrich lädt Leserinnen und Leser dazu ein, vom 1. bis 24. Dezember gedanklich jeden Tag mit ihr ein Stück in Richtung Weihnachten zu pilgern und sich Zeit zu nehmen für das, was klein die Unterzeile des Titels anbietet: „Verschnaufpausen im Advent“. Denn sie stärken uns für das, was bis zum Heiligen Abend noch vor uns liegt.

Als Ausgangspunkt des Buchs dient eine etappenweise Pilgerwanderung der Autorin von Oberfranken an den Starnberger See. Die Strecke ist dabei kaum präsent, was nichts vermissen lässt. Den roten Faden bilden vielmehr die besonderen Momente, die Sabine Dittrich auf ihrem Weg erlebt, die Fragen, denen sie mit fast kindlicher Freude nachgeht und die Gedanken, denen sie Raum gibt. Der Wert des Büchleins besteht darin, dass es Kleinigkeiten von Gewicht versammelt, die mit leichter Feder, viel Herzenswärme und manchem Augenzwinkern notiert sind. Es stupst an zum Erinnern und Überdenken mancher Routine, wenn man denn in der einen oder anderen Erzählung sich selbst wiedererkennt.

Da ist die kleine Nervensäge von Schottersteinchen, die sich in ihrem Wanderstiefel verfängt. Die pilgernde Autorin beschreibt, wie sie mehrmals ihre Gangart verändert, um den Übeltäter erst an eine Stelle im gut geschnürten Stiefel zu schütteln und dann genau an diesem Ort zu halten – da, wo er am wenigsten stört. Und dennoch bleibt er ein Störenfried. Schließlich muss sie doch pausieren, den Trekkingrucksack abschnallen und den Stiefel mühsam ausziehen, um den Eindringling loszuwerden. Allerdings hat er da schon eine große rote Stelle an ihrem Zeh hinterlassen, womit sie sich in den nächsten Tagen schmerzhaft auseinandersetzen darf. Die Autorin fragt: „Warum habe ich mich nicht sofort darum gekümmert?“ Eine Erfahrung, die sie auf manch kleines Steinchen im Alltag überträgt, zum Beispiel die „harsche Bemerkung einer guten Bekannten, über die ich tagelang nachgrüble, statt einfach zum Handy zu greifen, um herauszufinden, was sie mir damit sagen wollte.“

Bereichernd ist auch das hintergründige Weihnachtswissen, das Sabine Dittrich kenntnisreich und in lockerem Erzählstil vermittelt. Zum Beispiel lernen wir über unsere heutige (vor-)weihnachtliche Schlemmerzeit: Sie hat so gar nichts mehr mit der ursprünglichen christlichen Tradition zu tun, in der die Adventswochen Fastenzeit waren. Oder ein Blick in die Geschichte der Weihnachtskrippen zeigt: Auf historischen Traditionskrippen gehörten noch Figuren dazu, die Blinde, Versehrte und bettelnde Kinder darstellten. „Heutzutage soll die weihnachtliche Idylle nicht durch die Erinnerung an Krankheit und Leid gestört werden“, schreibt die Autorin.

Besonders macht das kleine Büchlein noch etwas: die Konzeption als Mitmach-Buch. Es ist neben klugen Zitaten gespickt mit Tipps, Rezepten, Gebeten, Liedern und Anregungen, die fernab der 0-8-15-Ränge liegen. Anregungen etwa, wie sich an der Aktion „Post mit Herz“ zu beteiligen, was die Autorin selbst mit großer Begeisterung tut. Dabei schreibt man in der Adventszeit unbekannten Bewohnerinnen oder Bewohnern in sozialen Einrichtungen einen Weihnachtsbrief. Eine kleine Geste, die einsamen Menschen Freude und Mut schenkt. Auch enthält das Büchlein freie Seiten mit vorgezogenen Linien, auf denen eigene Träume, Pläne, Erinnerungen Platz haben. Sogar ein kleines Gewinnspiel mischt sich unter die Seiten – eines, das direkt nach Herrnhut führt und bis zum 5. Dezember mit etwas Glück eine strahlende Überraschung bereithält.

Zum einladenden Mitmach-Buch wird das Büchlein vor allem auch durch die 24 Schwarz-Weiß-Illustrationen, die als Ausmalbilder gedacht sind. Ihre Rückseite ist stets so gestaltet, dass sich diese Blätter heraustrennen und verschenken lassen – mit einer zusätzlichen Inspiration, wenn man die Seite umdreht.

Wer dieses Büchlein ab dem 1. Dezember täglich zur Hand nimmt und sich die Zeit gönnt, die zwei bzw. drei Seiten zum jeweiligen Dezembertag zu lesen, macht sich selbst ein Geschenk. Ein Geschenk, das durch die Adventszeit trägt und ein tiefes Gefühl von weihnachtlichem Frieden in uns vorbereiten kann.

Sabine Dittrich hat die Texte, wie sie selbst sagt, „auch für Menschen geschrieben, die noch nicht an das Evangelium glauben und keine Bibel zu Hause haben“. Darum war es ihr wichtig, die weihnachtlichen Passagen aus dem Lukas- und Matthäus-Evangelium im hinteren Teil ihres Buches „Noch 24 Kilometer bis Weihnachten“ mit abzudrucken.

Das Paperback-Büchlein im Format 11 x 18 cm ist im Neufeld Verlag erschienen. Es umfasst 119 Seiten, enthält eine Geschenk-Postkarte und kostet 10 Euro. Erhältlich ist es auch in der Comenius-Buchhandlung Herrnhut und deren Onlineshop.
 

Ulrike Keller ist Marketing-Mitarbeiterin der Comenius-Buchhandlung

 

Artikel veröffentlicht am 22. November 2024