Bischofstreffen 2024
in Gracehill
ein Bericht von Frieder Waas
Gracehill in Nordirland war der Ort, an dem sich in diesem Jahr vom 21. bis 25. Oktober acht Bischöfinnen und Bischöfe, dazu vier Bischofsfrauen, aus den verschiedenen Regionen Europas trafen. Schwester Sarah Groves hatte schon vor einiger Zeit dazu eingeladen. Jetzt wurde es Realität.

Der Hauptzweck dieses Treffens, das etwa alle zwei bis drei Jahre stattfindet, ist der gegenseitige Austausch, geistliche Gemeinschaft und das Kennenlernen der sehr unterschiedlichen Brüdergemeinen in den Ländern Europas. So hatten wir Gelegenheit, nicht nur Gracehill zu besuchen, sondern auch die Gemeinden in Kilwarlin, in Ballinderry und eine der beiden in Belfast. Überall wurden wir sehr gastfreundlich empfangen und erfuhren viel davon, was die Geschwister bewegt. Die Gemeinden in Nordirland sind klein. Aber jede hat ihre Besonderheit. In Belfast ist man in der Versöhnungsarbeit aktiv, eine Gemeinde in einem kleinen Ort entwickelt sich zu einem sozialen Treffpunkt, eine andere pflegt einen besonderen Garten.
Gracehill ist mit seinen schönen alten Häusern um den quadratischen Platz seit kurzem Welterbe. In einem kleinen Museum in der alten Schule werden Gäste empfangen und informiert. Vier Leute sind als ausgebildete Fremdenführer unterwegs. Engagierte Gemeindeglieder haben schon jahrelang sehr viel für die Erhaltung des Ortes getan. Überall findet man Hinweise und bezeichnete Rundwege. Uns interessierte vor allem der Bischofsweg, der Schwestern- und der Brüderweg – aber dann auch die Frage, wie Gemeindearbeit und Welterbe zusammenpassen.
Unser Quartier hatten wir im Haus des alten Gemeinladens und Postamtes, das sehr stilvoll mit Gästezimmern eingerichtet ist. Gemeindeglieder haben uns mit allen Mahlzeiten versorgt, uns eingeladen und uns mehrfach mit Autos zu unseren Zielen chauffiert. Am Sonntag trafen wir sie alle in der Kirche beim Gottesdienst und konnten uns verabschieden und bedanken.
Bei unserem Tagungsprogramm hatten wir jeden Tag Zeit für ein Bibelgespräch, für Singen und Beten in verschiedenen Sprachen, für Berichte aus den Regionen und den persönlichen Austausch über Freuden und Sorgen der Bischöfinnen und Bischöfe. Schwester Roberta Hoey, die Vorsitzende der Unitätsdirektion in London, kam zu uns, stellte uns die Britische Provinz vor und schilderte uns das Zehn-Jahres-Programm zur geistlichen Erneuerung der kleinen Gemeinden mit ihren großen weltweiten Aufgaben. Sehr eindrücklich war der Tag, an dem wir von der Geschichte und der aktuellen Situation im spannungsreichen Nordirland hörten, aber auch von hoffnungsvollen Schritten zur Versöhnung.
Nach dem Ende unseres Treffens hatten einige von uns noch zwei Tage Zeit, die schöne grüne Insel etwas zu erkunden und auf dem Rückweg in Dublin Bruder David Gill, den neuen deutschen Botschafter, ganz kurz zu besuchen. – Wir waren uns alle einig, es hat sich sehr gelohnt, diese Reise zu machen. Und die Geschwister im Irischen Distrikt der Moravian Church freuen sich bestimmt über weitere Besuche vom Kontinent.
Frieder Waas ist Gemeinhelfer im Ruhestand und Bischof der Brüder-Unität
Artikel veröffentlicht am 20. Dezember 2024