Ein Bericht von Andreas Herrmann

 

Mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließendem Festakt in der Universitätskirche St. Pauli in Leipzig wurde Ende September das Jubiläum „100 Jahre Kirche im Radio“ gewürdigt.

Alexander Deeg, Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, bezog sich in seiner Predigt zu 1. Mose 22, 21 ff auf den Michaelistag: Engel würden das Leben unterbrechen, stellten sich in den Weg. Auch mediale Verkündigung irritiere, sie sei das Salz in der Suppe der Welt. Bei einem anschließenden Festakt sprachen Prof. Roger Gläser, Prorektor der Universität Leipzig und Ralf Ludwig, Intendant des MDR. Ludwig deutete an, dass es für die Produktion kirchlicher Verkündigungssendungen gut ausgestattete Sendeanstalten brauche. Landesbischof Tobias Bilz bezog sich in seinem Grußwort im Zusammenhang mit den täglichen Worten zum Tag im Radio auf den Theologen Fulbert Steffensky: „Ich schätze es, ein ernstes Wort beiläufig zu hören.“ Bilz: „Da bekommt der Monatsspruch für den vor uns liegenden Oktober eine spezifische Aktualität: ‚Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Güte ist groß.‘ (Kl 3,22f)“ Alle Morgen neu sei Gottes Barmherzigkeit. Auch deshalb bleibe es wichtig, dass genau daran alle Morgen erinnert zu werden – eben auch im Radio.

Was vor 100 Jahren begann

Im Jahr 1923/24 hatten die ersten Sendeanstalten ihren Betrieb aufgenommen, darunter die Mitteldeutsche Rundfunk AG – Gesellschaft für drahtlose Unterhaltung und Belehrung Leipzig (MIRAG). Seither sprechen Christinnen und Christen im Radio von ihrem Glauben: Zuerst in der Weimarer Republik, dann bis zu ihrem Verbot in der NS-Zeit, später in der Bundesrepublik und der DDR und heute wieder im vereinten Deutschland.

 

Herrnhuter sind mit dabei

Am 27. November 2005 – zum 1. Advent - gab es in der ARD einen Live-Fernsehgottesdienst aus Herrnhut zur Eröffnung der 47. Aktion „Brot für die Welt“. Der Gottesdienst, den die deutschen ACK-Kirchen gemeinsam vorbereitet hatten, stand unter dem Motto „fairgeben, fairsorgen, fairteilen – Gottes Spielregeln für eine gerechte Welt“. Es war nach 55 Jahren der erste Brot für die Welt-Gottesdienst, der von der ARD aus einer freikirchlichen Gemeinde ausgestrahlt wurde. Für die mehr als 100 Fernsehleute sei dieser Gottesdienst eine besondere Herausforderung gewesen, erinnert sich Andreas Tasche. Noch nie hätten sie einen Gottesdienst aus einem derart schlichten Raum – ohne Bilder und Skulpturen, ohne Kerzen, geschmückten Alter und bunte Fenster – übertragen müssen. Zum Glück für die Regisseurin sowie für die Männer und Frauen an den Kameras habe es vier wunderschöne Blumensträuße und den großen Kirchenstern gegeben. Bei einem ZDF-Fernsehgottesdienst am 4. Dezember 2016 zum Thema „Hoffnung empfangen – Hoffnung weitergeben“ spielte dann der Herrnhuter Stern die Hauptrolle; mit dabei die 20-köpfige christliche Flüchtlingsfamilie Batto aus dem Irak, die damals gerade in Herrnhut im Kirchenasyl war.

Am 17. November 2024 wird ein Radiogottesdienst auf MDR Kultur aus der Brüdergemeine in Neudietendorf ausgestrahlt. An dem Gottesdienst werden schätzungsweise 80 – 100.000 Zuhörer teilnehmen. Gestaltet wird dieser auch von den Fahner Gospelsingers, Gospel 4 you aus Wechmar und dem Flötenkreis der Brüdergemeine. Beginn ist 10.00 Uhr.

 

Artikel veröffentlicht am 8. November 2024