Eine positive Erfahrung
Christiansfeld feiert 10 Jahre Welterbe
von Jørgen Bøytler
Am 4. Juli 2015 wurde Christiansfeld in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen, als weltweit erste Siedlung der Herrnhuter Brüdergemeine. Am 26. Juli 2024 kamen drei weitere Orte hinzu: Die UNESCO-Stätte Christiansfeld wurde um die Städte Herrnhut (Deutschland), Gracehill (Nordirland) und Bethlehem (Pennsylvania, USA) erweitert. Damit wurde Christiansfeld zu einer transnationalen UNESCO-Stätte mit dem Namen „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“.
Es war eine große Ehre und Freude für unsere Gemeinde und für die weltweite Brüder-Unität, als Christiansfeld vor zehn Jahren zum Weltkulturerbe ernannt wurde. Christiansfeld wurde als christliche Idealstadt oder Modellstadt bezeichnet. Die Stadt wurde im 18. Jahrhundert von unseren Vorgängern erbaut, und seitdem hat sich die Welt dramatisch verändert. Stadt und Gemeinde veränderten sich zu einem gewissen Grad, doch die Handwerker, die die Stadt erbauten, würden sie bei einem heutigen Besuch wiedererkennen. Ihnen würden die Häuser, die Plätze, das Gottesdienstleben der Gemeinde, die Missionsarbeit, das Licht und die Ästhetik der Stadt, die Grünflächen und die Gemeinschaft vertraut sein. Gleichzeitig könnten sie erkennen, dass die ursprünglichen Gedanken der Gemeinde, die in den Stadtstrukturen mehr als nur angedeutet sind, weiterleben, auch wenn sich die Ausdrucksweise teilweise verändert hat. Die Stadt wurde aus dem guten Willen des Königs erbaut. Dieser gute Wille von nationalen und kommunalen Behörden lebt weiter, und nach zehn Jahren als UNESCO-Stätte können wir mit Freude feststellen, dass dieser gute Wille weiterhin lebendig ist. Der Erhalt von Christiansfeld als Weltkulturerbe erfordert die Unterstützung der umliegenden Gemeinde, und die Aufnahme von Christiansfeld sowie nun auch der drei weiteren Brüdergemein-Siedlungen in die Welterbeliste verheißt Gutes für die Zukunft.
Die UNESCO begründete die Aufnahme von Christiansfeld in die Welterbeliste wie folgt: „Die Architektur ist homogen und schlicht mit ein- und zweistöckigen Gebäuden aus gelbem Backstein mit roten Ziegeldächern. Die demokratische Organisation der Brüdergemeine mit ihrer bahnbrechenden Philosophie der Gleichheit findet ihren Ausdruck in der humanistischen Stadtplanung.“

Christiansfeld und die Brüdergemeine sind nun seit zehn Jahren UNESCO-Welterbestätte. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Besucherzahlen seither stark angestiegen sind, vermutlich um bis zu 400%. Viele Touristen kommen vorbei, nehmen an Führungen teil oder erkunden die Stadt auf eigene Faust. Es gibt verschiedene Informationsangebote über die Stadt und die Gemeinde, darunter Bücher, Broschüren, Online-Plattformen wie Websites und soziale Medien. Christiansfeld ist in den Medien gut vertreten. Sowohl die Print- als auch die elektronischen Medien berichten regelmäßig aus Christiansfeld.
Für die Gemeinde ist die Aufnahme in die UNESCO-Liste vor allem eine positive Erfahrung. Es ist erfreulich, dass viele Dänen und Ausländer von der Brüdergemeine erfahren und so einen Eindruck erhalten, was Kirche und Gemeinde im 21. Jahrhundert leisten können. Wir freuen uns über Gäste, die an unseren Gottesdiensten teilnehmen. Bemerkenswert ist, dass Christiansfeld häufig Ziel von Gemeindeausflügen ist. Insgesamt erfährt die Brüdergemeine von Seiten der dänischen Kirche positive Aufmerksamkeit, was unter anderem auf die gestiegene Bekanntheit zurückzuführen ist.
Da die UNESCO sowohl die materiellen als auch die immateriellen Aspekte der Brüdergemeine und Christiansfelds als kulturelles Erbe betrachtet, ist die Gemeinde Teil des erhaltenswerten kulturellen Erbes der Menschheit. Dies mag unangenehm sein, kann aber weitgehend als Anerkennung der Werte, der Geschichte und der Kultur der Brüdergemeine verstanden werden. Nach dem Verständnis der Brüdergemeine ist jede Kirche und Gemeinde Teil der Kultur, und Kultur darf grundsätzlich von der Kirche beeinflusst werden.
Wir sind gespannt, was die Auszeichnung als transnationales Welterbe für die Zukunft bedeuten wird. Es finden regelmäßige Treffen zwischen Vertretern der Gemeinden in den vier Städten statt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die zehn Jahre Erfahrung als UNESCO-Stätte positiv, spannend und mitunter auch herausfordernd waren. Wir blicken voller Vorfreude auf die kommenden Jahre als Teil der UNESCO-Stätte „Siedlungen der Herrnhuter Brüdergemeine“.
Jørgen Bøytler ist Gemeinhelfer (Pfarrer) der Brüdergemeine Christiansfeld
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