500 Jahre Täuferbewegung
Festakt in Hamburg
ein Bericht von Erdmute D. Frank

Gewagt – vor 40 Jahren hätte ich es nicht gewagt, mit den Täufern ein Fest zu feiern. Zu groß und ungeklärt waren Verletzungen und Unverständnis mit Bezug auf das, was ich als Wiedertaufe kannte.
Gewagt habe ich es aber am 21. September - vorbei an der Sicherheitskontrolle des BKA – und fand mich angesprochen von „unserem“ Motto: Versöhnung geht weiter. Und ich wurde dankbar für alle Gemeinsamkeiten, die ich im Lauf des Tages entdeckte, wozu auch gehört, dass es möglich ist, über strittige Fragen offen zu diskutieren.
Die Festveranstaltung in der Christuskirche Altona war umrahmt von wunderschöner Musik. Plötzlich taucht eine Frau auf, auf der Flucht, einfach gekleidet. Sie berichtet von ihrer Suche nach Sicherheit, von Verfolgung – und mir kommen Ähnlichkeiten zu den Alten Brüdern (und Schwestern) in den Sinn.
Sie stellt sich als Anna-Maria vor und berichtet vom Widerstand gegen Ablasshandel, gegen politische Gewalt und gegen die Missstände in der damals herrschenden Römisch-Katholischen Kirche.
Sie beschreibt Folter und Martyrium ihrer Glaubensgeschwister. Es wird deutlich, dass mündig, konsequent und gewaltlos leben seinen Preis hat. Sie setzt ihren Weg fort mit der Hoffnung: „Und dass die Zustände in unserem Land bald wieder besser werden und keiner mehr auf der Flucht sein muss.“
Wir folgten ihr – angeführt von einem Posaunenchor hatte es ein bisschen von einem Ostermorgen – durch die Stadt. Gewagt.
In der Predigt tauschten sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus über Chancen und Herausforderungen christlichen Leben in ihrer jeweiligen Zeit. Die Stichworte der vergangenen sechs Themenjahre waren dahinein verwoben:
- gewagt! mündig leben (Taufe – Freiwilligkeit – Religionsfreiheit)
- gewagt! gemeinsam leben (Gleichheit – Verantwortung – Autonomie)
- gewagt! konsequent leben (orientiert an Jesus – nonkonform – bekennen – Martyrium)
- gewagt! gewaltlos leben (Friedenskirche – Widerstand – Versöhnung)
- gewagt! Hoffnung leben (Reich Gottes – Utopie – Erneuerung)
- gewagt! Bibel leben (gehalten – entfalten – gestalten)
Und eindrücklich waren die Mauersteine, die zuerst mit Hassworten markiert waren und dann zu Wegsteinen wurden – mit heilenden Worten – ausgesprochen von Vertreterinnen und Vertretern der Ökumene: nicht Wiedertäufer – sondern Täufer, nicht Ketzer – sondern Geschwister, Begnadete, Friedenstifter, gemeinsame Glaubenszeugen, Gotteskinder.
Der Gottesdienst wurde musikalisch mitgestaltet von Jan Primke, dessen Stimme wir kennen, wenn wir uns die Losungen in der App vorlesen lassen.
Erdmute Frank ist Direktionsmitglied
der Evangelischen Brüder-Unität.
Sie lebt in Herrnhut.
Nächste Woche lesen Sie bei Hier ab vier von historischen Begegnungen zwischen Täufern und Herrnhutern.
Artikel veröffentlicht am 10. Oktober 2025
Artikel veröffentlicht am 10. Oktober 2025