Kreative Begegnungen
Wie Poetry Slam die Schwesternhäuser lebendiger und offener macht
ein Bericht von Andreas Herrmann

Poetry Slam ist eine zeitgenössische Kunstform, die durch ihre Direktheit, Emotionalität und Authentizität begeistert. Performerinnen und Performer tragen ihre selbstgeschriebenen Texte auf Bühnen vor, wobei nicht nur der Inhalt, sondern auch die Art der Darbietung – Stimme, Gestik und Mimik – entscheidend sind. Ziel ist es, das Publikum zu berühren, zum Nachdenken anzuregen oder auch zum Lachen zu bringen. Diese Form der gesprochenen Poesie lebt von ihrer Spontaneität und ihrer Fähigkeit, aktuelle gesellschaftliche Themen auf kreative Weise zu reflektieren.

Die Verbindung zwischen Poetry Slam und den Schwesternhäusern mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen. Doch gerade darin liegt eine große Chance: Die Schwesternhäuser waren Orte der Fürsorge, Gemeinschaft und Tradition. Sie stehen für Werte wie Nächstenliebe, Zusammenhalt und Offenheit und das soll vielleicht wieder werden.
Durch die Darbietung unter dem Titel „Spoken Word Meets Lausitz“ Anfang August mit rund 30 Besuchern aus Kleinwelka und Umgebung in diesen Räumen wurde das Angebot um eine moderne, lebendige Kulturform erweitert. Es schuf einen Raum für junge Menschen und kreative Köpfe, sich auszudrücken und ihre Stimmen zu erheben. So können die Häuser auf der Suche nach Angeboten und Inhalten zu Orten des Austauschs, der Inspiration und des Dialogs werden – Brücken zwischen Generationen, Kulturen und Weltanschauungen.
Warum passt das auch christlich?
Viele Themen im Poetry Slam greifen zentrale christliche Werte auf: Liebe, Hoffnung, Glaube, Vergebung und Gemeinschaft. Die Kunstform fördert Empathie und Verständnis füreinander – Grundpfeiler eines christlichen Menschenbildes. Zudem lädt Poetry dazu ein, über gesellschaftliche Missstände nachzudenken und sich für eine gerechtere Welt einzusetzen. In diesem Sinne kann das als eine Form spiritueller Ausdrucksweise verstanden werden: Es geht um das Teilen von persönlichen Geschichten, um das Finden von Worten für das Unsagbare und um das Erzeugen von Verbindung zwischen Menschen.

Der Abend zeigte deutlich: Kultur ist ein Mittel zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts. Indem alte Mauern mit moderner Poesie belebt werden, entstehen neue Begegnungsräume voller Offenheit und Toleranz. Das Event brachte regionale Traditionen mit internationaler Vielfalt zusammen – ein Zeichen für europäische Verbundenheit. Es macht sichtbar, dass kulturelle Vielfalt keine Bedrohung ist, sondern Bereicherung. Kultur kann Brücken bauen – zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft, Generationen oder Glaubensrichtungen – im Sinne eines offenen Europas voller gegenseitigem Respekt und Verständigung.

Darüber hinaus trug die Veranstaltung dazu bei, die Schwesternhäuser als lebendiges Zentrum des Austauschs zu positionieren. Sie öffnen sich für neue Zielgruppen und setzen ein Zeichen gegen Vereinsamung sowie kulturelle Isolation. Das Engagement der Initiatorin Jessy James La Fleur, einer deutschsprachigen Ostbelgierin, sowie die Beteiligung regionaler und internationaler Künstlerinnen und Künstler unterstreichen den inklusiven Charakter dieses Abends. Wenn Jessy James La Fleur in dem Interview mit Radio Zett und dem folgenden Mitschnitt des Abends sagt, dass ihr von den drei Orten (Spremberg, Görlitz, Kleinwelka) der diesjährigen Spoken Word Tour Kleinwelka am besten gefallen hat, sagt das schon etwas aus. Und so wünscht sich auch Lutz-Wolfram Reiter, der Vorsitzendes des Schwesternhausvereins, das Spoken Word bald wiederkommen mögen.

Andreas Herrmann ist Pressesprecher
der Evangelischen Brüder-Unität
Beitrag von Radio Zett