Neubeginn in Prag
Malešice – Brüdergemeine im Wandel
ein Bericht von Andreas Herrmann

In der Gemeinde Malešice hat sich in den letzten Jahren viel getan. Im Mittelpunkt der Gemeinschaft, am Rande von Prag, steht der Gottesdienst, der den Mitgliedern Kraft für ihren Alltag gibt. Monatlich findet ein Abendmahlsgottesdienst statt, der für die verschiedenen Mitglieder der Gemeinde von großer Bedeutung ist.
„Die Gemeinde setzt sich aus einer Art konzentrischen Kreisen zusammen“, sagt Pfarrerin Eva Šormová. Die Gottesdienste und Bibelstunden für Erwachsene und Kinder bilden das Zentrum des Gemeindelebens. Besonders erfreulich ist, dass viele Kinder aus der umliegenden Nachbarschaft an den Aktivitäten teilnehmen. Die Kinderarbeit umfasst verschiedene Elemente wie Ausflüge und Rüstzeiten, und es gibt eine „Nacht der Kirchen“, bei der die Kinder aktiv eingebunden sind. Ein weiterer Aspekt der Gemeindearbeit ist die soziale Verantwortung. In der Nähe befindet sich ein Pflegeheim, in dem die Pfarrerin als Seelsorgerin tätig ist, auch in der Palliativarbeit. Die Gemeinde hat erkannt, dass es in der Umgebung einen Bedarf an sozialdiakonischer Arbeit gibt, insbesondere für sozial schwächere Gruppen. Hierbei arbeitet die Gemeinde eng mit der Stadt und verschiedenen freiwilligen Organisationen zusammen, um Unterstützung zu bieten, beispielsweise bei der Ausfüllung von Formularen. Ein nächstes Projekt ist die Lebensmittelbank, die zweimal pro Woche Lebensmittel verteilt. Diese Initiative hilft nicht nur Bedürftigen, sondern trägt auch zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung bei. Am Sonntag findet eine besondere Ausgabe von Obst und Gemüse statt, die sonst weggeworfen werden würde. Die Gemeinde legt großen Wert darauf, dass die Predigt nicht nur aus Worten besteht, sondern auch in praktische Hilfe umgesetzt wird. Auch der Intergenerationsclub, der mittwochs stattfindet, bietet eine Plattform für Austausch und Gedächtnistraining für ältere Menschen. Zudem gibt es offene Sprechstunden, in denen die Menschen mit Fragen und Sorgen zur Gemeinde kommen können. Einmal im Monat wird ein Marionettentheater veranstaltet, das Kinder aus verschiedenen Einrichtungen anzieht.

Die Gemeinde hat eine bewegte Geschichte hinter sich. In den 90er Jahren gab es einen Bruch, der mit dem Verlust des damaligen Gemeindesaals in der Hálkova Straße im Zentrum von Prag verbunden war. Viele Mitglieder mussten neu gewonnen werden, und die finanzielle Situation war angespannt. Aktuell macht man sich auch um die Pfarrgehälter Sorgen. Seit 1918 wurden sie in Tschechien vom Staat übernommen, doch ab 2030 wird dies nicht mehr der Fall sein. Immerhin, von den zehn Millionen Kronen, die für die Renovierung der Kapelle gebraucht wurden, sind nur noch 800.000 als Rest vorhanden und es gibt einige Einnahmen über Raumvermietung. Hier ist finanziell etwas Luft. Auch junge Leute, die im Arbeitsleben stehen, tragen zu den Finanzen der Gemeinde bei, die heute 59 Mitglieder zählt. Malešice ist ein Katasterbezirk in Prag. Es hat eine Bevölkerung von rund 10.000. Der früheste Hinweis auf das Dorf stammt aus dem Jahr 1309. Es wurde am 1. Januar 1922 Teil von Prag.
Die Kapelle in Malešice ist benannt nach Jan Milíč von Kroměříž. Er war eine bedeutende Figur in der vorreformatorischen Bewegung Böhmens und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein. Die Renovierung der Kapelle spiegelt diesen Geist wider und soll die Werte von Milíč verkörpern. Ein besonderes Merkmal ist das Kreuz, das mit einem roten Strahl in einen Kelch ausläuft - ein Zeichen des tschechischen Protestantismus und der Gemeinschaft. Jan Milíč musste zweimal nach Rom zu einer Ketzeranhörung. Er starb bevor er verurteilt werden konnte am 29. Juni 1374 in Avignon.
In Malešice hat sich seit Einweihung der Kapelle im Jahr 2016 eine lebendige und engagierte Gemeinde entwickelt, die sich den Herausforderungen der Gegenwart stellt und gleichzeitig die Wurzeln ihrer Geschichte ehrt. Die Zusammenarbeit mit der Nachbarschaft und die soziale Verantwortung sind zentrale Elemente, die den Neubeginn prägen und die Gemeinde in eine positive Zukunft führen.
Andreas Herrmann ist Pressesprecher bei der Evangelischen Brüder-Unität
Artikel veröffentlicht am 11. April 2025