Fake News versus Medienkompetenz
Wie Gemeinden dem Informationswirrwarr begegnen können
von Andreas Herrmann

In einer Welt, in der Nachrichten allgegenwärtig sind, spielt die Medienkompetenz eine entscheidende Rolle. Bruder Bernhard Goodwin, Kommunikationswissenschaftler, erklärt: „Heute können wir Politik wahrnehmen, weil wir auf Nachrichten angewiesen sind. Nicht jeder kann in Berlin oder Den Haag sein, doch die Massenmedien ermöglichen es uns, gemeinsam über Dinge nachzudenken, die uns alle betreffen. Sie helfen uns zu verstehen, wer wir sind, tragen zur Unterhaltung, zur Politik und auch zur Wirtschaft bei.“ Doch mit der Flut an Informationen kommen auch Herausforderungen: Falsche Nachrichten, sogenannte Fake News, verbreiten sich rasant und beeinflussen unser Verhalten. Goodwin warnt: „Es gibt absichtliche Desinformation, die gezielt gestreut wird, um Meinungen zu manipulieren. Aber auch irrtümlich falsche Informationen, weil jemand nicht richtig zugehört hat oder wichtige Details weggelassen wurden.“
Der Begriff „Fake News“ wird heute häufig genutzt, um seriösen Journalismus zu diskreditieren. Dabei ist es wichtig, verlässliche Quellen zu nutzen und auch zu bezahlen, um die Qualität der Berichterstattung zu sichern. Guter Lokaljournalismus oder auf der anderen Seite auch Angebote des Goethe-Instituts, das große Tageszeitungen online bereitstellt, tragen dazu bei, Vertrauen aufzubauen und die Demokratisierung der Bildung zu fördern, informiert Schwester Susanne Clemens.
Per Online-Oase bewusst in den Medien
Ein erster Schritt ist die Sensibilisierung war vielleicht der Online-Workshop am 6. Mai, der in vier Gruppen (drei deutschsprachige und eine niederländische) aufgeteilt wurde. Bewusst wurde dabei auch der Titel „Online-Oase“ gewählt. Rund 15 Geschwister diskutierten dazu praktische Ansätze. Dabei haben sie betont, dass der Umgang mit sozialen Medien eine zentrale Rolle spielt: Genaues Hinsehen, Medienkonsum bewusst reduzieren und bei Unsicherheiten konkrete Nachrichten hinterfragen, sind wichtige Maßnahmen. Auch die Nutzung von neuen Plattformen wie Mastodon, als Alternative zu Twitter, könne da helfen. Ebenso wurde die Bedeutung der politischen Bildung für die Generation 50 Plus hervorgehoben, da diese Altersgruppe besonders anfällig für Filterblasen ist. „Wichtig ist einander zuhören, Themen, die konfliktbehaftet sind ansprechen und man selbst bleiben“, sagt Schwester Jacqueline Helstone.
In den Diskussionen wurde deutlich, dass Fake News nicht nur in digitalen Medien vorkommen, sondern auch in traditionellen Zeitungen wie der Bild-Zeitung. Das Thema „Lügenpresse“ zeigt, wie wichtig Faktenchecks sind. Organisationen wie Correctiv bieten Möglichkeiten, Fragen zu stellen und Fakten zu überprüfen.
Die Welt der Fake News ist eine dunkle und komplexe Realität, die unsere Gesellschaft zunehmend beeinflusst. Deshalb betont Alexander Breitenbach die Dringlichkeit für Gemeinden, Wege zu finden, um aus diesem Dunkel herauszukommen und das Vertrauen in verlässliche Informationen wiederherzustellen. Peggy Mihan wiederum macht einen besonderen Hinweis und empfiehlt gewaltfreie Kommunikation als wirksames Mittel, um Konflikte im Zusammenhang mit Desinformation konstruktiv zu begegnen und den Dialog zu fördern.
Christian Flöter, seit kurzem Beauftragter für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung unserer Kirche, schließlich unterstreicht die Bedeutung des Erfahrungsaustauschs, insbesondere im Hinblick auf Berührungspunkte mit Fake News. Er weist darauf hin, dass die Corona-Zeit die Spaltung der Wirklichkeiten sichtbar gemacht hat. In dieser Phase ist es umso wichtiger, Beziehungen zu pflegen, die Verbindung zu Gott zu stärken und Liebe zu leben. Gemeinden sind eingeladen, offene Räume zu schaffen, in denen Menschen gemeinsam hinterfragen, sich austauschen und sich gegenseitig unterstützen können. Nur so könne man gemeinsam geteilte Wirklichkeiten wiederfinden und eine vertrauensvolle Gemeinschaft aufbauen.
Andreas Herrmann ist Pressesprecher der Evangelischen Brüder-Unität
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