Abendmahl im Schein der Taschenlampen
Jan-Hus-Gedenken in Železný Brod
ein Radio-Feature von Andreas Herrmann

Mit der Hinrichtung von Jan Hus am 6. Juli 1415 in Konstanz wollte die herrschende Macht eine unliebsame und der Lehrmeinung widersprechende Glaubensbewegung mundtot machen. Doch dafür war der Reformator schon zu lange aktiv und im Volk viel zu beliebt. Seit 1402 predigte er bereits in der tschechischen Landessprache und sprach damit Tausenden ins Herz. Seine Kanzel stand in der Bethlehemskapelle in der Prager Altstadt.
Auch nach dem Tod als „Ketzer“ auf dem Scheiterhaufen steckten die Anhänger von Hus nicht auf. Sie wollten seine Gedanken weitertragen. Manche griffen dabei zu Gewalt, auch um sich gegen päpstliche Kreuzzüge zu verteidigen. Andere zogen sich aus der Gesellschaft zurück, um radikal pazifistisch und in freiwilliger Armut das Leben ganz auf Jesus zu orientieren. Aus dieser Bewegung entwickelte sich 1457 die Brüder-Unität. Hierin wurzelt die weltweit aktive Herrnhuter Brüdergemeine, zu der auch einige Gemeinden in Tschechien gehören.
Kein Wunder, dass gerade hier die Erinnerung an das Wirken von Jan Hus und der Böhmischen Brüder eine große Bedeutung hat. So trafen sich auch in diesem Jahr ein paar Dutzend Christinnen und Christen am Vorabend des 6. Juni zu einer Nachtwanderung im Kalich bei Železný Brod. Hier feierten die Böhmischen Brüder in Zeiten der Gegenreformation heimlich Abendmahl. In dieser Tradition stand auch das improvisierte Abendmahl am Ende des Weges durch das beeindruckende Felsenlabyrinth. Zwar hat Glaubensfreiheit in unserer Zeit Verfassungsrang, und doch vermittelte das nächtliche Abendmahl im Schein der Taschenlampen ein Gefühl für die frühere Situation, als Christinnen und Christen hier unter großem Verfolgungsdruck heimlich zusammenkamen.
Von diesem Abendmahl und einem Treffen tschechischer und deutscher Brüdergemein-Mitglieder in Železný Brod berichtet ein Feature im Radio Zett, einem freien Radiosender in Zittau.
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