European Heritage Volunteers zu Gast in Herrnhut



von Andreas Herrmann

 

 

Zwei Wochen lang herrschte auf dem Herrnhuter Gottesacker internationale Betriebsamkeit. Zehn Studierende aus aller Welt – von Kanada bis Japan, von Indien bis Spanien – kamen als European Heritage Volunteers, um den historischen Friedhof zu pflegen, Grabsteine zu sichern und ihre Erfahrungen mit den Menschen vor Ort zu teilen.

 

Die jungen Gäste studieren im internationalen Masterprogramm „Welterbestudien“ an der BTU Cottbus-Senftenberg – dem ersten Studiengang weltweit, der sich am UNESCO-Welterbe-Übereinkommen orientiert. Dass seit 2024 auch die Herrnhuter Siedlungskultur zum UNESCO-Welterbe zählt, verlieh dem Aufenthalt eine besondere Bedeutung.  Täglich arbeiteten die Volunteers im ältesten Teil des Gottesackers. Sie reinigten verschmutzte Grabmale und fotografieren Inschriften. Diese sollen perspektivisch in ein digitales Archiv einfließen – ein „Menschheitsgedächtnis“, das weit über Herrnhut hinaus Relevanz hat. „Es geht nicht nur darum, Steine zu bewahren“, erklärte eine Teilnehmerin, „sondern auch Geschichten zu sichern und sie für kommende Generationen zugänglich zu machen.“

 

 

 

 

Begegnungen mit der Gemeinde


Neben der Arbeit stand der Austausch mit der Gemeinde im Mittelpunkt. Maria Elisabeth Winter, Vorsitzende des Gottesackervereins, begrüßte die Gruppe herzlich. Beim Kaffeetrinken im Komenský-Garten kamen Gäste und Einheimische schnell ins Gespräch. Am Wochenende packten die Volunteers beim großen Arbeitseinsatz gemeinsam mit der Gemeinde an – praktische Hilfe und persönliche Kontakte gingen dabei Hand in Hand.

 

 

Ein Tag in Niesky und ein Blick ins Zinzendorfschloss


Besonders eindrücklich war der Ausflug nach Niesky. Im Konrad-Wachsmann-Haus lernten die Volunteers die traditionsreiche Holzbaukultur der Region kennen. Anschließend führte Pfarrerin Christine Pietsch durch die Kirche der Brüdergemeine und den dortigen Gottesacker. Zum Abschluss erklommen die Studierenden den Wartturm – ein Moment, in dem sich Geschichte, Landschaft und persönliche Eindrücke zu einem bleibenden Erlebnis verbanden. Ein weiterer Höhepunkt war der Besuch im Berthelsdorfer Zinzendorfschloss. Dort führte Daniel Neuer die Gruppe durch die historischen Räume, erläuterte die Baugeschichte und gab Einblicke in den Beginn des Herrnhuter Barock. Für die Volunteers war es eine Gelegenheit, den kulturellen und baugeschichtlichen Ursprung der Herrnhuter Tradition hautnah zu erleben.

 

 

Austausch über Begräbniskulturen


Auch ein Gemeindeabend im Kirchensaal bot besondere Eindrücke. In kurzen Vorträgen stellten die Volunteers die Begräbniskulturen ihrer Herkunftsländer vor – von buddhistischen Stupas über orthodoxe Rituale bis zu modernen Bestattungsformen in westlichen Ländern. Für die Herrnhuter war dieser Einblick in weltweite Erinnerungskulturen ebenso bereichernd wie für die Gäste der Austausch mit der Gemeinde.

 

 

 

 

Abschied mit Dank


Zum Abschluss luden die Studierenden zu einem Begegnungsabend in und um die „Alte Rolle“ ein. Bei Kürbissuppe, Grill und Musik wurden Erfahrungen geteilt, Dank ausgesprochen und Kontakte vertieft. 
Die Organisation European Heritage Volunteers darf sich in diesem Jahr über eine besondere Anerkennung freuen: Sie erhielt den Europa Nostra Award der Europäischen Kommission im Bereich „Bildung, Ausbildung und Kompetenz“.

 

Andreas Herrmann ist Pressesprecher
der Evangelischen Brüder-Unität

 

Artikel veröffentlicht am 19. September 2025

 

Artikel veröffentlicht am 19. September 2025