Kirchenarbeit bleibt gefragt



ein Bericht von Andreas Herrmann

 

 

Die aktuellen Sparzwänge in den ARD-Anstalten machen deutschlandweit auch vor den kirchlichen Sendungen nicht halt. Besonders deutlich ist das beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Dort werden keine Honorare mehr gezahlt, über die Produktionskosten wird noch verhandelt. Auch der Bayerische Rundfunk hat überraschend beschlossen, keine Vergütungen mehr für Gottesdienste oder andere kirchliche Sendungen auszuzahlen. Die Sorge: Könnte daraus ein Dominoeffekt entstehen, der auch die Herrnhuter Brüdergemeine erreicht?

 

 

Noch gibt es dafür keine klaren Anzeichen. Gleichzeitig ist spürbar, dass neben den finanziellen Kürzungen auch politischer Druck eine Rolle spielt – unter anderem aus dem Umfeld von AfD und Linken. Der Rundfunkausschuss der Freikirchen – in dem Fall in Mitteldeutschland, wo wir als EBU Mitglied sind – beobachtet die Entwicklungen sehr genau. Inhaltlich will uns der MDR weiterhin im Programm haben.
Die Herrnhuter Brüdergemeine mag klein sein, doch in der deutschen Medienlandschaft ist sie seit Jahren hör- und sichtbar. Mit einem klaren Schwerpunkt auf Gemeinschaft, Mission und geistliche Impulse finden ihre Stimmen immer wieder den Weg ins Radio, ins Fernsehen oder in digitale Formate. Beiträge für Deutschlandfunk, ARD und verschiedene regionale Sender gehören ebenso dazu wie Andachten in ökumenischen Kontexten. Ein zentraler Bestandteil ihrer Beiträge sind die täglichen Losungen, die in Radioandachten, Podcasts und Online-Andachten zitiert und ausgelegt werden. Ergänzt werden diese geistlichen Impulse durch Themen wie Mission, weltweite Geschwisterschaft, Frieden, Versöhnung oder die Musiktradition mit Posaunenchören und Chorälen, die besonders zu Weihnachten und Ostern deutschlandweit erklingen.

 

 

Blick in die Evangelische Brüder-Unität


Wie lebendig kirchliche Medienarbeit trotz aller Unsicherheiten bleiben kann, zeigen wir schon. Das wird auch im Rundfunkausschuss für Mittelsachsen immer wieder hervorgehoben. Die „Losungen“ werden dort als Beispiel gesehen für ein schlichtes, aber starkes Format, das seit Jahrhunderten Menschen erreicht. Rundfunkarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine: Kleine Kirche, große Präsenz.

In den letzten Jahren gab es einige besondere Höhepunkte. Zum 300-jährigen Jubiläum der Brüdergemeine im Jahr 2022 wurde ein Festgottesdienst aus Herrnhut live im MDR übertragen, begleitet von der Dokumentation „Aus Sachsen in alle Welt“. Auch der Deutschlandfunk widmete sich im selben Jahr der Geschichte der Brüdergemeine mit einer Sendung über „300 Jahre Missionsgeschichte“. 2023 übertrug der MDR einen Rundfunkgottesdienst aus Gnadau, in dem es um die Überwindung von Misstrauen und Missverständnissen ging. Ein herausragendes Beispiel ist auch der Gottesdienst vom Dezember 2016, der live aus der Herrnhuter Kirche übertragen wurde. Unter dem Titel „Unter einem guten Stern“ wurden nicht nur die Geschichte des berühmten Herrnhuter Adventssterns beleuchtet, sondern auch persönliche „Hoffnungsgeschichten“ von Gemeindemitgliedern erzählt. Dieser Gottesdienst zog eine breite Zuschauerzahl an und war ein bedeutendes Ereignis für die Brüdergemeine.

Die Gemeinde in Neuwied überträgt immer wieder Gottesdienste aus dem Kirchensaal, darunter einen musikalischen Gottesdienst im März 2025 sowie einen Festgottesdienst zum 250-jährigen Bestehen des Bläserchores im April 2023. In Hamburg gab es 2022 einen Gottesdienst in der Heilandskirche, während die Brüdergemeine in Neugnadenfeld in Niedersachsen regelmäßige digitale Predigtversammlungen sowie ökumenische Feiern anbietet, zum Beispiel einen Gedenkgottesdienst zum 80. Jahrestag des Kriegsendes im Mai 2025. In Baden-Württemberg strahlt die Gemeinde in Königsfeld jeden Sonntag ihre Gottesdienste und Samstagabend die traditionellen Singstunden über die eigene Website aus. Auch aus der Gemeinde Gnadau in Sachsen-Anhalt werden Gottesdienste live gestreamt - über die Plattform Twitch.

Für 2026 sind die Freikirchen in Mitteldeutschland weiterhin einmal monatlich mit Radio- oder Fernsehgottesdiensten an der Reihe – am 23. August wird die Predigtversammlung aus der Brüdergemeine Niesky bei MDR Kultur übertragen. In der Planung der Freikirchen für 2026 stehen zehn Radiogottesdienste und ein Fernsehgottesdienst. Auch unsere Sprecher für das „Wort zum Tag“ sind weiterhin dabei. Ein Beispiel ist Andreas Albrecht aus Neudietendorf, der kürzlich eine Woche lang jeden Abend um 18.40 bei MDR Thüringen zu hören war.

Die Rundfunkarbeit der Herrnhuter Brüdergemeine ist nicht zentral organisiert, sondern lebt vom Engagement einzelner Gemeinden und Mitglieder. Gerade in dieser Vielfalt liegt ihre Stärke. Schlicht, bibelorientiert und international geprägt, bleibt sie ihrem Ursprung treu und nutzt moderne Medien, um ihre Botschaft – mit den Losungen als geistlichem Kern – bundesweit zu verbreiten.

Die Brüdergemeine verbindet Tradition, Diakonie, Bildung und weltweite Mission. Gerade diese Vielfalt macht sie zu einem eindrücklichen Beispiel, wie Kirche im Rundfunk mehr ist als ein Nischenprogramm – sie bringt Stimmen, Erfahrungen und Geschichten ein, die über den eigenen Tellerrand hinausreichen. In Zeiten knapper Kassen und politischer Debatten wird so sichtbar: Kirchliche Sendungen sind nicht nur Kostenfaktor, sondern tragen zur kulturellen und geistlichen Vielfalt unserer Gesellschaft bei.


Diese Kirchen mit insgesamt 33690 Mitgliedern (Stand 2023) gehören zum Rundfunkausschuss der Freikirchen in Mitteldeutschland: 

 

Andreas Herrmann vertritt die Evangelische Brüder-Unität
im Rundfunkausschuss Mitteldeutschland der Freikirchen


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Artikel veröffentlicht am 24. Oktober 2025

 

Artikel veröffentlicht am 24. Oktober 2025