Als junger Gemeinhelfer in Gnadau „stolperte“ ich über den Reformationstag. Als wir nämlich im ökumenischen Kontaktkreis nach gemeinsam möglichen Gottesdienstterminen suchten, erwies sich der Reformationstag als geeignet. 

Unsere katholischen Geschwister hatten nämlich an diesem Tag seitens ihrer Kirche „frei“. Sie mussten von ihrer Tradition her nichts für ihre Gemeinden anbieten, was durch eine Zeitgleichheit hätte Konkurrenz machen können. Es war halt ein evangelischer Feiertag. So kam es, dass gerade an diesem Tag wir gemeinsam öffentlich ökumenisch Gottesdienst gefeiert haben. Die feine Ironie dabei war uns allen bewusst. Aber wir haben es genossen, dieses Fest nicht gegeneinander, sondern miteinander feiern zu können. Für mich wurde der Reformationstag so zu einem Zeichen dafür, dass selbst schmerzliche geschichtliche Trennungs-Erfahrungen gute Chancen für ein versöhntes Miteinander bieten können. 

Albrecht Stammler ist mittlerweile Gemeinhelfer (Pfarrer)
der Gemeinde Bad Boll in Württemberg