Bläsertag in Königsfeld
Ein Fest der Musik und Gemeinschaft
ein Bericht von Andreas Herrmann

„Lobet den Herrn mit Posaunen!“ – Unter diesem biblischen Aufruf fand in Königsfeld der 40. Bläsertag der Brüdergemeinen statt, ein jubiläres Ereignis, das auch die Tradition des Ortes würdigte. Bereits zum fünften Mal war die Gemeinde Gastgeber dieses bedeutenden Festes, an dem zu Pfingsten rund 200 Bläser und Bläserinnen aus Deutschland, Dänemark, den Niederlanden, den USA, der Schweiz und aus Südafrika teilnahmen.
Königsfeld kann stolz auf seinen Bläserchor verweisen, der als der älteste in Baden gilt. Die musikalische Praxis hat hier tief verwurzelte historische Gründe, und Bürgermeister Fritz Link hob in seiner Eröffnungsansprache die gesellschaftliche Funktion der Musik hervor. In einer technisierten Welt ist sie mehr denn je notwendig, um seelisch-geistliche Balance zu halten, sagte er. Heiko Petersen, Landesposaunenwart der Badischen Posaunenarbeit, betonte die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Landeskirchen und Bläsergruppen. Die Vielfältigkeit der Musik, die in den Dörfern und Städten gespielt wird, zeige die Verbundenheit und den Gemeinschaftssinn der Bläser. Die Ursprünge der Brüderlichen Bläsertage reichen bis ins Jahr 1924 zurück, als der erste Bläsertag in Gnadau in Schlesien durchgeführt wurde. In den Jahren 1957, 1967, 1987 und 2007 hatte Königsfeld die Ehre, dieses traditionsreiche Fest auszurichten. Der Gemeinde Königsfeld ist es auch zu danken, dass sich im Jahr 1957 aus Anlass der 500-Jahr-Feier der Brüder-Unität, auch Bläsergruppen aus verschiedenen Brüdergemeinen zusammenfanden und dieses Gedenken an den Beginn der Brüder-Unität im Jahr 1457 mitgestalteten.
Die Festtage begann mit einer lebendigen Eröffnungspredigt von Pfarrerin Gabriele von Dressler, in der sie passend zur Tageslosung auf den „Berg Zion, der fest steht“, Bezug nahm. Sicherlich auch als Referenz an die Kontinuität der Bläserarbeit in der Brüdergemeine. Höhepunkt am Sonntag waren die Pfingstgottesdienste in acht evangelischen, evangelisch-methodistischen und katholischen Kirchen in der Umgebung von Königsfeld, zwischen Villingen und Mönchweiler, St. Georgen oder Langenschiltach.
Festkonzert im Königsfelder Kurpark
Das vielfältige Programm, für das in den Bläserchören schon Wochen vorher geübt wurde, war eine gute Mischung zwischen Klassik, moderneren Stücken wie einer „Brass Fantasy“, geistlichen Werken und auch Ohrwürmern wie „Aux Champs-Elysées“. Das „Meer“ war mit „Segel setzen“ genauso vertreten wie Afrika mit „Singabahambayo“. Besonders das klangvolle Stück „If ye love me“ aus dem 16. Jahrhundert sowie der gelungene melodische Wechsel zwischen Bass- und Sopraninstrumenten fanden besonderen Beifall. Der Auftritt der Bläser bot eine beeindruckende Vielfalt an Klängen und Stimmungen, die sowohl die Herzen der Zuhörer berührten als auch die Vielseitigkeit der Bläsermusik unter Beweis stellte. Das Konzert beeindruckte gleichfalls mit einer Vielfalt an Klängen und Stimmungen von Telemann bis zu aktuellen Komponisten wie Traugott Fünfgeld. Allerdings gab es kurz vor dem Konzert im Königsfelder Kurpark Bangen wegen eines einsetzenden Regens. Glücklicherweise verzog sich dieser rechtzeitig, so dass die Musiker ihre Schirme wieder einpacken konnten und auch der Ersatzsaal für den Fall eines Regenschauers wieder geschlossen wurde. Das freute nicht nur die Musiker, sondern auch die zahlreichen Gäste, die auf den bis auf den letzten Platz belegten Stühlen und Bänken Platz genommen hatten.
Während des Konzertes hatte der scheidende Theologische Obmann für die Bläserarbeit, Michael Salewski, den Staffelstab an Gabriele von Dressler übergeben. Ein Blick auf die Zukunft, die Kraft der Gemeinschaft und ein Symbol für den Fortbestand dieser lebendigen Tradition, die von Michael Salewski zwanzig Jahre seit 2005 verkörpert wurde.
Workshops zwischen Alphörnern und Traugott Fünfgeld
Viele Bläser aus den örtlichen Chören kannten Traugott Fünfgeld bereits aus den Notenheften, doch nun ergab sich auch jenseits des Konzertes in einem Workshop zum ersten Mal die Gelegenheit, den Meister persönlich kennenzulernen. Andere Seminare boten spezielle Übungen an, die den Bläsern helfen sollten, ihren Klang zu verbessern, in einem anderen waren Waldhörner gefragt. Ergänzt wurden das durch eine besondere Leidenschaft für Alphörner, was dann später in einem Präsentationskonzert der frisch ausgebildeten Alphornbläser vor der Königsfelder Kirche mündete. Wer es international wollte, für den gab es „Musik aus Nordamerika“. Unter den Angeboten für Nichtbläser war ein Besuch im Albert-Schweitzer-Museum, das das Erbe des berühmten Arztes und Philosophs würdigt, oder auch ein Abstecher in die Zinzendorfschulen. Sportliche gingen zum Discgolf, einem Frisbee-Sportspiel.
Bunter Abend und Ausflüge
Viel Gaudi gab es beim bunten Abend am Sonntag. Dabei hatten die Königsfelder eine Art Geburtstagsfeier mit Überraschungsgeschenken vorbereitet. Zu diesen zählte auch der fulminante Auftritt der Jugendbläsergruppe „sparkling brass“ aus Neuwied, der Auftritt der frisch gebackenen Alphornbläser oder das Eichhörnchen, das zusammen mit „Schwester Bläser“ und „Bruder Tag“ - im Schwarzwald-Kostüm natürlich - durch den Abend führte. Bekannt gegeben wurde an Hand schöner Bilder auch der Ort des nächsten Bläsertages 2027 – es ist Gnadau.
Neben den musikalischen Ereignissen war auch Gelegenheit, die Region besser kennenzulernen. Verschiedene Wanderangebote, Besuch im Freilichtmuseum Vogtsbauernhöfe und die einzigartige Glasbläserei in Wolfach fügten der musikalischen Freude noch eine lokal-kulturelle Dimension hinzu. Ein Platzkonzert auf der Wiese vor der Sommerrodelbahn vor einem begeisterten Publikum vervollständigte die Ausflüge.
Gnadau – Bläsertag 2027
Nun ist bereits die Vorfreude auf den nächsten Bläsertag 2027 in Gnadau spürbar. Der Bläsertag in Königsfeld hat eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie Musik als verbindendes Element wirkt und das Glaubensleben bereichern kann. Mit einem vielfältigen Programm und zahlreichen gemeinsamen Erlebnissen bleibt er für viele Teilnehmer ein unvergessliches Ereignis. Königsfeld hat einmal mehr gezeigt, wie Musik Brücken baut, Gemeinschaft stärkt und den Glauben an die Kraft der Töne lebendig hält. Wie im Psalm 150 steht: „Lobet den Herrn mit Posaunen!“ – ein Aufruf, der in diesem Fest auf wunderbare Weise lebendig wurde.
Andreas Herrmann ist Pressesprecher der Brüder-Unität
und spielt Posaune im Herrnhuter Bläserchor