Die Jahrestagung zum konziliaren Prozess der Herrnhuter Brüdergemeine, geleitet von Christian Flöter, dem Beauftragten für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung, stand im Zeichen von Verständigung, Versöhnung und praktischem Engagement. Über 20 Gemeinden aus Deutschland und den Niederlanden nahmen teil.
Walter Lechner von der Evangelischen Zukunftswerkstatt Midi betonte die Notwendigkeit von Orten des Dialogs in einer polarisierten Gesellschaft. Er hob hervor, dass die christliche Botschaft selbst ein zentrales "Verständigungsereignis zwischen Himmel und Erde" darstelle. Eine Forsa-Studie ("Verständigungsorte in polarisierenden Zeiten") wurde zitiert, die zeigt unter anderem, dass 82 % der Befragten die Gesellschaft als gespalten wahrnehmen, nur 38 % mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden sind. Dies unterstreicht die Dringlichkeit neutral moderierter Gesprächsräume. Ulrich Epperlein berichtete von Erfahrungen in Nicaragua, wo Verständigungsorte überall im Alltag entstehen, und ermutigte die Herrnhuter, aktiv auf andere zuzugehen. Die niederländische Theologin Haydy Nelson beleuchtete die Rolle von Multikulturalität und Versöhnung im migrantischen Kontext und forderte mehr interkulturellen Austausch in Europa. Versöhnung beginne oft im persönlichen Umfeld, sichtbar durch Reue und gegenseitiges Verständnis.
Die Veranstaltung bot weiter Einblicke in vielfältige Projekte der Gemeinden, die sich den Themen Frieden, Gerechtigkeit und Schöpfungsbewahrung widmen. Initiativen reichten von ökologischen Projekten und dem Schutz natürlicher Ressourcen (Gnadau, Neudietendorf) über Plastikvermeidung und energetische Sanierung von Kirchen (Rotterdam, Hamburg) bis hin zu nachhaltigen Bildungsangeboten (Herrnhut). Gemeinden organisierten interkulturellen Austausch, bieten Unterstützung für ukrainische Kinder, halten Friedensgebete und pflegen Erinnerungskultur (Amsterdam, Zeist, Dresden, NRW-Gemeinden). Jugendliche sind durch Online-Angebote und Workshops zu Themen wie Frieden, Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit aktiv.
Ein inspirierender Höhepunkt während der Tagung, die in der CVJM-Bildungsstätte Bundeshöhe stattfand, war der Besuch des Nagelkreuzzentrums an der Gemarker Kirche in Wuppertal, ein Symbol für Frieden, Vergebung und Feindesliebe. Angesichts globaler Krisen und wachsender Polarisierung ermutigte Alexander Breitenbach zum bewussten Einsatz des persönlichen Einflusses: „Gemeinsam sind wir stärker als allein.“
Das Thema für das kommende Jahr 2026 wurde auf „Frieden schaffen ohne Waffen“ bestimmt.
