Am Zinzendorfplatz in Niesky ist nun wieder der Klang der Kirchenglocken zu hören. Der neue Glockenstuhl aus hochwertigem Douglasienholz aus dem Erzgebirge wurde kurz vor Ostern eingeweiht. Die Nieskyer haben lange auf das Läuten der drei Glocken in ihrer Kirche gewartet. Seit Montag erklingen die Glocken nun im neuen Holzgewand. Pfarrerin Christine Pietsch hatte die Öffentlichkeit zur Feier eingeladen, die den Abschluss von acht Monaten Bautätigkeit an Nieskys höchstem Bauwerk markiert. Ursprünglich war geplant, die Glocken bereits zu Weihnachten 2024 läuten zu lassen, doch Lieferengpässe bei den Schallläden und winterliche Bedingungen führten zu Verzögerungen. Die Bauarbeiten, die von August 2024 bis April 2025 dauerten, verzögerten sich auch aufgrund von Materialengpässen und unerwarteten Herausforderungen im Glockenturm.
Vor dem Austausch des Glockenstuhls mussten die drei Glocken höher gehängt werden, um Platz für die neuen Strukturen zu schaffen. Seit Anfang 2021 war im Turm Ruhe eingekehrt, da der alte Stuhl aus Stahlträgern das Gewicht der 3,1 Tonnen schweren Glocken nicht mehr tragen konnte. Zudem gab es Probleme mit Feuchtigkeit in der Glockenstube und Kriegsschäden, die behoben werden mussten. Der neue Glockenstuhl bringt auch neue Treppen und Zwischenböden mit sich.
Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 159.500 Euro, wobei die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (KiBa), die Ostsächsische Sparkassenstiftung und die Zinzendorfstiftung in Herrnhut mit 45.000 Euro unterstützen. Der Großteil der Finanzierung muss von der Nieskyer Brüdergemeine selbst aufgebracht werden. „Wir sind dankbar für die Unterstützung vieler Spender aus Niesky und darüber hinaus“, sagt Bruder Achim Schiewe.
Die Geschichte der Glocken reicht bis ins Jahr 1875 zurück, als sie zum ersten Mal läuteten. Im Laufe der Jahre gab es zahlreiche Veränderungen, darunter den Austausch von Glocken und die Anpassung des Turms. Neu sind auch die Schallläden in der Glockenstube, die mit Gaze versehen wurden, um Vögel fernzuhalten. Bei den Renovierungsarbeiten fanden Handwerker eine Flaschenpost aus dem Jahr 1906, die von den damaligen Bauarbeitern hinterlassen wurde und heute im Archiv der Brüdergemeine aufbewahrt wird.
Erst vor wenigen Tagen wurde das Gerüst am Glockenturm abgebaut, und die Bauarbeiten, die seit August letzten Jahres andauerten, sind nun abgeschlossen. Bei der Auswahl des Materials für den neuen Glockenstuhl entschieden sich die Verantwortlichen für Holz, da es elastischer ist als Stahl und bereits beim ersten Glockenstuhl verwendet wurde. Die Nieskyer freuen sich auf die Rückkehr des Glockenklangs und die damit verbundene Wiederbelebung ihrer Kirchengemeinde.
Auf dem Youtube-Kanal der Lausitzwelle gibt es einen Einblick ins Innere des Kirchturms.