Jahrestagung 2021

Vom 29. bis 31.Oktober 2021 findet in Bonn die diesjährige Konferenz im Konziliaren Prozess statt. Unter dem Titel »Brüdergemeine for future« stehen zwei spannende Vorträge im Zentrum:
Am Freitag, 29.10., 19.30 Uhr, spricht Prof. Dr. Joerg Rieger (Vanderbilt University, Nashville/Tennessee) »Von einer Theologie der Macht zu einer Theologie, die zum Handeln ermächtigt«.
Am Samstag, 30.10., 10.00 Uhr nimmt Pfr. i.R. Christoph Reichel den Ball auf mit dem Impuls »Zukunftsfähige Theologie der Brüdergemeine. Wie tragfähig ist unsere Glaubenstradition im 21. Jahrhundert?«
In Workshops wird es u.a. um Anträge an die Synode der Brüder-Unität in 2022, um die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2022, um Erziehung zur Nachhaltigkeit und um die Forderungen der Jugend an die ältere Generation gehen. Die Konferenz kann fast vollständig auch online mitverfolgt werden. Herzliche Einladung, an der ganzen Tagung oder einzelnen Teilen online teilzunehmen!
Ihr Interesse melden Sie bitte an benigna.carstens(at)ebu.de, dann bekommen Sie einen Link zugesendet. Das Programm findet sich hier.
Nachhaltigkeitscheck
Von der Synode 2018 zu einem Hauptthema gemacht. Das Dokument zum Download (PDF, 190KB).
Der Konziliare Prozess
Im Jahr 1934 schlug der Theologe Dietrich Bonhoeffer vor, die Kirchen sollten angesichts der heranziehenden Stürme in Europa ein Konzil des Friedens einberufen. Das war damals nicht mehr möglich. 1983 auf der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) wurde diese Idee eines weltumspannenden Friedenskonzils aufgegriffen und durch eine ökumenische Weltversammlung in Seoul (Südkorea) 1990 erstmals verwirklicht.
Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung wurden als die zentralen Problemfelder erkannt, in denen sich die Zukunft unserer Erde entscheidet. Es wurde deutlich: Dies kann nur in einem beständigen und lang angelegten Prozess geschehen, in dem Basisgruppen und Netzwerke genauso einbezogen sind wie Institutionen und Gremien.
Mit der CARTA OECUMENICA von 2001 verpflichten sich viele Kirchen unterschiedlicher Konfessionen in Europa zum fortlaufenden ökumenischen Nachdenken, Beraten und Handeln. »Gottes Heiliger Geist möge uns leiten«! Im Blick muss immer das Wohl aller Menschen sein.
Weitere Informationen zum Konziliaren Prozess finden Sie unter:
Kontakt in der Brüder-Unität: konziliarerprozess(at)ebu.de
Gerechtigkeit und Frieden
und Bewahrung der Schöpfung
Die Bibel zur Sache
Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind zutiefst biblische Themen. Gerechtigkeit war zentrales Anliegen vieler Propheten. Der Prophet Amos wollte Gerechtigkeit wie einen starken Strom durch das Land Israel fließen lassen (Amos 5,24). Der biblische Friedensgruß »Shalom« umfasst all das, was Gott für die ganze Menschheit und seine Schöpfung will: Gesundheit, Wohlergehen, Geborgensein in Gott, gutes Zusammenleben im Frieden unter den Menschen und mit der Schöpfung.
Frieden setzt Gerechtigkeit voraus. »Die Frucht der Gerechtigkeit wird Friede sein« (Jesaja 32,17). Und ohne gerechte Strukturen kann es keinen Frieden zwischen den Menschen geben. Ungerechte Strukturen haben wir in unserem Rechtsverständnis von Eigentum, speziell an Grund und Boden, festgeschrieben und verinnerlicht. Die biblische Stellung zum privaten Eigentum ist eine völlig andere: »Die Erde ist mein«, spricht Gott (2. Mose 19,5; Psalm 50,12); »Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen«. (Johannes 10,10); »Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon« (Matthäus 6,24).
Jesus lebte die Gottesliebe und die Nächstenliebe (Matthäus 22,36 ff). Er fordert uns in unserer globalisierten Welt als seine Nachfolger dazu heraus, persönlichen Glauben mit öffentlicher Verantwortung zu verbinden.
Das Engagement der Brüder-Unität
Die Evangelische Brüder-Unität – Herrnhuter Brüdergemeine ist Gründungsmitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK). Mission und soziales Engagement haben von jeher ihr Profil mitbestimmt. Im § 10 ihrer Kirchenordnung heißt es: »Mit der ganzen Kirche Christi ruft die Brüder-Unität in die Menschheit die Botschaft von der Liebe Gottes hinein, wirkt für den Frieden der Welt und sucht der Menschen Bestes«.
Die Synode der Brüder-Unität beschloss 1991, jedes Jahr zu einer Tagung zum Konziliaren Prozess einzuladen. Jede Gemeinde soll einen Delegierten entsenden und finanzieren. Diese Tagungen finden jeweils am letzten Oktoberwochenende statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bestimmen das Thema des nächsten Jahres und bringen Ergebnisse sowie Anregungen aus der Tagung in ihre Gemeinden und Lebensbezüge ein. Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) unterstützt diese Tagungen finanziell. Aus Kostengründen sollte keine Teilnahme scheitern. Jugendliche sind in besonderer Weise willkommen, für sie steht ein Fonds zur Kostendeckung bereit.
Öffentliche Verantwortung
Die kleinen Schritte Einzelner hin zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung sind ein wesentlicher Teil des Prozesses. Je mehr Einzelne sich verbünden, desto mehr Wirkung entsteht, die auch politische Gestaltung bedeutet.
Der Rüstungs- und Militärbereich fordert uns besonders zur Wachsamkeit und zum Bemühen um Einflussnahme, denn Frieden muss gewagt werden. Die herrschende Wirtschaftsordnung ist ein entscheidendes Problem. Unser Bemühen soll den Anliegen des Konziliaren Prozesses Raum schaffen. Ein Umdenken ist nötig, damit Umweltschutz und schonende Nutzung lebenswichtiger Ressourcen Vorrang vor der Kapitalvermehrung haben. Ein materielles Wirtschaftswachstum darf kein Selbstzweck sein, sondern muss globale Not lindern. Inhaltlich können uns auch die »Allgemeine Erklärung der Menschenrechte« (Vereinten Nationen 1948) und die zehn »Grundüberzeugungen der Ökumenischen Weltversammlung in Seoul 1990« leiten.