Der vierte Tag (Dienstag, 24.5.)

Nach der Bibelarbeit zu 2. Korinther 9,6-11 (Fröhlich geben) startet 9.45 Uhr die 8. Plenarsitzung. Frau Abram ist anwesend und wird gebeten, ihre Grüße von der EKD in Hannover zu überbringen – die Brüder-Unität in Deutschland ist assoziiertes Mitglied der EKD. Vom Manuskript abweichend erzählt sie zunächst, warum gerade sie die Kontaktperson zur Brüdergemeine ist. Das sei auf eine nette Art und Weise zustande gekommen, da sie vor einigen Jahren mit Br. M. Schmorrde, Jurist in der Direktion, »gemeinsame Schlachten in Fragen des Urheberrechts geschlagen« habe. Sie gibt »eine kleine Prise aus dem Rezeptbuch einer Kirchenjuristin« in Sachen Arbeitsrecht zum Besten und wirbt zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum: »Lassen auch Sie sich sehen!«.

Damit danach Br. Chr. Reichel den Bericht aus der intersynodalen Arbeitsgruppe zu Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung geben kann, muss die Synode erst beschließen, dass er reden darf, denn er ist Gast. Er legt dar, dass es sich hier um den Kern des Auftrages der Christen in der Welt handelt und nicht etwa nur um eine ehrenwerte Sache, die irgendwie auch noch mit zu bedenken sei. Und er nennt den wichtigen ökumenischen Aspekt: »gemeinsam unterwegs sein«. In der Aussprache wird vor der Gefahr gewarnt, Glaube und Tun der Gerechtigkeit einander gegenüber zu stellen, beides sei doch Frucht aus demselben Weinstock. Schließlich führt Br. Reichel noch den Antrag 4 (Brief zum Verbot von Nahrungsmittelspekulation) ein und erklärt die Zusammenhänge. Brüdergemeine müsse sich in solch einer Sache  positionieren, auch wenn sie nicht aktiv an diesen Machenschaften beteiligt ist, aber sie ist zwangsläufig Teil des Systems. 

In der zweiten Vormittagssitzung (Sitzung 9) bringt Schw. A. Theile (AG Geistlicher Dienst) die Anträge 6 (Arbeit mit Geflüchteten) und 5 (gesponserte Plätze für Flüchtlinge bei Angeboten der BG) ein. Als vor zwei Jahren die Synode mehr Aktivität in der Flüchtlingsarbeit beschloss, lag sie damit im Trend. Inzwischen müsse man dazu gegen den Strom schwimmen! In der Aussprache wird u. a. gefordert, die Flüchtlingsarbeit ausdrücklich unter dem Aspekt der christlichen Mission auszurichten. Br. Mihan (AG Geistlicher Dienst) erzählt von einer Szene, wo im Rahmen eines Gottesackereinsatzes in Neugnadenfeld drei syrische Muslime am Grab einer christlichen Wohltäterin beteten. Was braucht es noch mehr an Mission? Er fordert, in der BG ein neues »Arbeitsfeld Flüchtlingsarbeit« zu schaffen. Dem Hinweis, dass Unterstützungsmaßnahmen hinsichtlich ihrer Finanzierung untermauert sein müssen, antwortet Schw. Carstens, dass mehr zweckgebundene Spenden, u. a. aus den USA (!), vorhanden sind, als zur Zeit abgerufen werden.

Die Anträge 7 (nachhaltige Synode) und 8 (nachhaltige Mobilität) werden eingebracht. Es schließt sich der Bericht der Direktion, Dezernat II (Schweiz, Albanien, Mission, Weltweite Unität), an, vorgetragen von Br. R. Hertzsch. Er streift auch die Themen Schulen und Öffentlichkeitsarbeit und stellt der Synode zwei neue Mitarbeiterinnen in der Unitätsverwaltung Bad Boll vor: Bettina Nasgowitz für Projekte der HMH und Linda Hiller für Fundraising, beide sind als Gäste anwesend. Der Vormittag schließt mit einem bewegenden Kurzinterview mit Br. M. Boije (Sozietät Göteborg). 

In der Nachmittagssitzung (10. Sitzung) werden zunächst Antrag 10 (Brief in Sachen Finanzierung der Arbeit auf dem Sternberg) und Antrag 25 (Brief in Sachen Finanzierung des Unitätsarchivs Herrnhut) eingeführt. Anlass ist die im August stattfindende Unitässynode auf Jamaica, auf der das Engagement der weltweiten Unität für diese beiden Werke herunter gefahren werden soll. Es erweist sich als günstig, dass einer der beiden Delegierten der Brüdergemeine Christiansfeld, Br. J. Bøytler, zugleich der Unity Business Administrator ist und die Hintergründe erläutern kann. 

In der Aussprache wird betont, dass es natürlich auch ums Geld geht, dass aber das Wesentliche darin besteht und nicht verloren gehe dürfe, dass die Brüder-Unität über gemeinsamen Aufgaben zusammenkomme und mit gemeinsamen Aufgaben in der Welt und in der Ökumene (Palästina!) auftrete. 

Br. Bøytler gibt der Synode gleich noch die wichtigsten Informationen zur Unitätssynode und nennt weitere Schwerpunkte: Rolle des Bischofs, Unitäts-Jugendbeauftragter, gleichgeschlechtliche Partnerschaften (interessanterweise richtet sich die Kritik an Beschlüsse in den USA, nicht in Europa!), schwierige  Situation in Surinam (Kersten & Co.) und Konflikte in Alaska, Honduras und Costa Rica. 

Zuguterletzt erhält die Synode noch von der Finanzdezernentin Schw. H.-R. Weber die gewünschten differenzierteren Zahlen zu den 1,3 Mio Ausgaben für Verwaltung – kurz und knapp und übersichtlich auf einer Seite. Der restliche Nachmittag dient der Arbeit in den Ausschüssen.

19.30 Uhr geht die Synode in ihre 11. Sitzung. Br. M. Schmorrde und Br. J. Welschen stellen sich zur Wahl in die Direktion vor. Beide sind derzeit Amtsinhaber und bereit wieder zu kandidieren. Es gibt keine Gegenkandidaten. Beide heben die gute Teamarbeit in der Direktion hervor. Br. Schmorrde versteht seine Arbeit, auch wenn er als Jurist vorwiegend mit profanen Themen zu tun hat, als Mitarbeit im Garten des Herrn. Besonders gerne ist er deshalb auch verantwortlich für die Jugendarbeit. Br. Welschen, das Direktionsmitglied in den Niederlanden, sieht in der relativen Nähe der niederländischen Gemeinden zueinander besondere Chancen, nennt aber als Ziel, noch mehr zusammen zu machen. 

M. Schmorrde
J. Welschen

Es schließt sich an der Bericht aus Dezernat IV der Direktion (Regionen Deutschland, Estland, Losungen, Diakonie), den Schw. B. Carstens gibt. Bzgl. der Vakanzen merkt sie an, dass diese nicht finanzielle Gründe haben, sondern wegen Mangel an geeigneten Personen entstanden sind. Ihren schriftlichen Bericht ergänzend weist sie auf die »Losungen für junge Leute hin«, die sie weiter im Werden sieht. Erst vor kurzem hat es wieder Bewegung in Sachen Publizierung der Ergebnisse aus der AG »Brüdergemeine in der DDR« gegeben. Die Aufgabe dieser AG werde erfüllt, es muss jedoch noch einmal neu angesetzt werden. In der Aussprache wird ausdrücklich bedauert, dass die Diasporaarbeit im Bereich Herrnhut beendet werden musste. Die Synodalen wollen außerdem Genaueres über befremdliche Töne wissen, die zwischen estnischen Geschwistern und der Direktion bestehen. Einen entsprechenden Brief können Interessierte bei Schw. Carstens einsehen. 

Sodann bringt Br. Th. Clemens Antrag 12 (Rüstzeitenheim Sonnenschein) ein. Er ruft die vielen langjährigen, intensiven, guten Erlebnisse vieler Menschen ins Bewusstsein und bekräftigt die Hoffnung von 158 Unterzeichnern, dass es eine Zukunft für das Haus geben kann. Br. Schmorrde legt bei voller Sympathie dar, dass eine wirtschaftliche Zukunft nur unter hohem Aufwand – bis zu einer Million EUR – möglich ist. Die Kirche kann das nicht zusätzlich zu anderen Aufgaben (KOMENSKÝ) auf sich nehmen.

Im Kurz-Interview stellt dann Dena Fortuzi die Gemeinden in Albanien vor. Ein besonders bildstarker, farbenfroher Bericht von Schw. E. Frank von der Unity Women‘s Consultation (UWC) im Februar in Paramaribo rundet diese Abendsitzung mit nur ¼ Stunde Verspätung ab.