Glaubensflüchtlinge aus Mähren

Im Juni 1722 kam der Zimmermann Christian David (1690-1751) mit zwei deutschsprachigen Familien aus Mähren bei Henriette Katharina von Gersdorf, der Großmutter von Zinzendorf, in Großhennersdorf an. Sie waren Nachfahren der Böhmischen Brüder und wollten ihren Glauben im evangelischen Sachsen in Ruhe und Frieden leben. Zinzendorfs Gutsverwalter wies ihnen einen Platz an der Landstraße zwischen Zittau und Löbau zu und am 17. Juni fällten sie den ersten Baum zum Bau eines Wohnhauses. Der Anbau von Herrnhut begann. Auch wenn Zinzendorf dazu grünes Licht gegeben hatte, war diese Ansiedlung zunächst ohne sein Zutun entstanden. Er lebte mit seiner Frau noch in Dresden.

Die Brüdergemeine entsteht

Die Kirche in Berthelsdorf

Im Mai 1727 zog Zinzendorf selbst nach Herrnhut, nachdem er die werdende Gemeinschaft vorher aus der Ferne begleitet hatte. Ein Grund für diese Entscheidung lag in den Spannungen, die inzwischen entstanden waren. In einer Zeit, in der die Landesherren vorgaben, welche Konfession in einem Gebiet herrschte, zog Herrnhut mit seiner Glaubensfreiheit zahlreiche Menschen an. Darunter waren Vertreter ganz unterschiedlicher Glaubensrichtungen, und der kleine Ort war mittlerweile heillos zerstritten.

Zinzendorf kümmerte sich um die Brüder und Schwestern. Alle wurden in Gruppen eingeteilt, die intensiv miteinander reden sollten. Zinzendorf führte viele Gespräche und stellte eine Ortssatzung auf, die alle Bewohner einzeln unterschrieben. Schließlich war es eine Abendmahlsfeier am 13. August 1727 in der lutherischen Kirche in Berthelsdorf, in der die Zerstrittenen wieder zusammengeführt wurden. Sie erlebten dies als Eingreifen Gottes durch den Heiligen Geist. In ihr Tagebuch schrieben sie: »Wir brachten diesen und den folgenden Tag in einer stillen und freudigen Fassung zu und lernten lieben.« Bis heute betrachtet die Brüdergemeine dies als ihren Gründungstag – und nicht den Beginn des Anbaus von Herrnhut.